Bad Laasphe/Châteauneuf-sur-Loire. Im Juli 1871 berichtete das Wittgensteiner Kreisblatt und Unterhaltungsblatt im Sieg-, Lahn- und Ederthale über ein ganz besonderes Fest in dem heutigen Laaspher Ortsteil Feudingen: „Der Zug bewegte sich nun in schönster Ordnung nach dem Schulgebäude, wo auf dem Turnplatze eine Friedenseiche gepflanzt wurde.“ Kurz nach dem Ende des Deutsch-Französischen Kriegs habe die Eiche zum einen an den schwer erkämpften Sieg erinnern sollen, zum anderen sollte sie als Abbild des Dauerhaften ein gutes Omen für die Festigkeit des Friedens sein. Der Zeitungsbericht wünschte dem Baum am Artikel-Ende ein „frisches, fröhliches Gedeihen“, so dass man die Eiche „noch lange, lange Jahre grünen sehen möge“. Auch wenn das mit dem Frieden in den vergangenen 150 Jahren am Anfang nicht so richtig funktionierte, grünt auch heute noch die Friedenseiche zwischen den Alten Schulen in Feudingen. Außerdem herrscht seit mittlerweile fast 80 Jahren tatsächlich Frieden zwischen Deutschland und Frankreich, und seit über 30 Jahren besteht sogar eine Städtepartnerschaft zwischen Châteauneuf-sur-Loire und Bad Laasphe. Am Himmelfahrts-Tag macht sich nun eine knapp 30-köpfige Reisegruppe mit einem Bus aus Wittgenstein auf den Weg in die Partnerstadt an der Loire. Schon vor wenigen Wochen hatte Sophie Cappeller als Vorsitzende des Freundeskreises Bad Laasphe-Châteauneuf-sur-Loire den Vereinsmitgliedern allerdings mitgeteilt, dass man eine gute Freundin diesmal in Frankreich nicht wiedersehen werde: Bernadette Decaux ist im Alter von 94 Jahren verstorben, sie hatte Anfang der 90er Jahre am Taufbecken der Städtepartnerschaft gestanden. Kurz zuvor war bereits Gérard Lebret verstorben, den viele der Deutschen wahrscheinlich nicht kannten, der aber als Kassierer der Association auf französischer Seite knapp 20 Jahre lang eine Stütze der Partnerschaft im Hintergrund war. Das Programm für den kommenden Vier-Tages-Besuch in Châteauneuf-sur-Loire steht. Dazu gehört auch ein Besuch in der geschichts-trächtigen Stadt Fontainebleau mit ihrem Renaissance-Schloss aus dem 16. Jahrhundert, einst Königsresidenz, heute Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Außerdem war es bis Mitte der 60 Jahre das mitteleuropäische NATO-Hauptquartier. Womit man wieder beim Frieden wäre.
Eigentlich hatte sich der Freundeskreis Bad Laasphe-Châteauneuf-sur-Loire bei seiner Jahreshauptversammlung überlegt, Stecklinge der Feudinger Friedenseiche als Gastgeschenk mit nach Frankreich zu nehmen. Obwohl dieser Plan schon im September mit Eicheln in einem großen Blumentopf eingestielt wurde, ist gerade noch nicht hundertprozentig klar, ob es funktioniert. Die niedrigen Nacht-Temperaturen der vergangenen Wochen waren dabei eines der Probleme. Aber wenn es dieses Jahr nicht klappt, dann ist das kein Problem. Denn im nächsten Jahr kommen die Franzosen bestimmt mit ihrer Association de Jumelage wieder nach Bad Laasphe. Und die Feudinger Friedenseiche gedeiht – wie schon 1871 gewünscht – ja weiterhin frisch und fröhlich.

Bildunterschrift: Josef Pütz, Karl Hermann Dickel, Karl-Heinz Grebe und Sophie Cappeller (von links) freuten sich neben der Feudinger Friedenseiche schon vor Wochen auf ihre Fahrt im Mai nach Châteauneuf-sur-Loire.

(Fotos: Stadt Bad Laasphe | Stand: 05.05.2024, 07:23 Uhr)