Wingeshausen. Am Mittwochabend, 24. April, wurde es ernst für die Genossen der Energiegenossenschaft Aue Wingeshausen Müsse und die Anwohner der Ortschaften. Nach erfolgreicher Gründung im November des letzten Jahres gab der Vorstand rund um Sebastian Lückel die Wirtschaftlichkeitsprüfung in Auftrag. In enger Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro INEG aus Bad Iburg wurde in den letzten Wochen Zahlen und Daten analysiert, zudem fanden Ortstermine statt um die Gegend und die Gegebenheiten zu beurteilen. Nach erfolgreichem Abschluss der Vortreffen konnte die Genossenschaft den lang ersehnten Termin einberufen: Die Vorstellung der Kosten für dieses Projekt und daraus resultierend die Preise für die zu beziehende Wärme.
Zu Beginn der Veranstaltung stellten sich Jakob Bürger und Thomas Oesterreich von der INEG vor und erklärten den Anwesenden was die INEG ist und wofür die INEG steht. Anhand von Referenzprojekten aus Ihrer Laufbahn mit gemeinsam über 20 Jahren langen Erfahrung bekam man den ersten Einblick in die fachliche Welt der Wärmeversorgung über Netze. Im Anschluss ging es für das Projekt Nahwärme Aue Wingeshausen Müsse in die heiße Phase. Anhand des Zieldreiecks der Energieversorgung wurde auf die Bereiche Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit eingegangen. Um die ununterbrochene Verfügbarkeit von Energie jederzeit zu gewährleisten, plant die Genossenschaft unter anderem mit mehreren, unabhängig voneinander agierenden Wärmeerzeuger und einem 500 m³ großen Pufferspeicher. Ein Großteil der genannten Wärmeerzeuger wird auf Basis Hackschnitzel laufen, sodass die Wärme mit 99 % als nachhaltige Energie zu betrachten ist und somit das Gebäude-Energie-Gesetz bis 2045 erfüllt. Der große Punkt des Abends waren für alle Beteiligten die Kosten, welche am Ende des Vortrags von Herrn Bürger erläutert wurden. Das Gesamtinvest beläuft sich demnach auf etwa 26 Millionen Euro, welche durch die Genossenschaft gestemmt werden müssen. Ein direktes Aufatmen gab es im Anschluss: 9,5 Millionen können hierbei durch Förderungen ausgeglichen werden. Durch die Rechnung des Projekts auf eine Laufzeit von 20 Jahren ergeben sich jährliche Gesamtkosten von etwa 2,8 Millionen Euro. Durch die clevere Kombination in den Wärmerzeugern erwirtschaftet die Genossenschaft zusätzlich 870.000 Euro an Strom jährlich. Heruntergebrochen auf jeden einzelnen bedeutet das: Die abgenommene Wärme kostet ohne weitere Anschlussgebühren 13,9 ct/kWh, sofern man Mitglied mit einem Anteil (250 Euro) in der Genossenschaft ist. Gegenüber stehen dieser Rechnung aktuell 17,9 ct/kWh bei Erdgas, 18,5 ct/kWh für Heizöl/Pelletkessel und die Alternativen der Wärmepumpen schlagen mit bis zu 21,5 ct/kWh ins Gewicht. Um dieses Angebot und den weiteren Werdegang der Genossenschaft zu realisieren, benötigt es weitere Genossen und Anwohner mit der Absicht, sich an das Nahwärme anschließen zu lassen. „Um das Projekt zu realisieren, müssen wir jetzt handeln. Die Beantragungszeit und auch Bauzeit dürfe nicht in Vergessenheit geraten“, so der Vorstand. Man rechnet hierbei laut den Ingenieuren mit einer möglichen Fertigstellung des Netzes nach 4 Jahren Bauzeit.
Die genauen Daten und die Zusammenfassung des Abends erhalten die Genossen und auch die Anwohner innerhalb dieser Woche als Flyer. In offenen Gesprächen und Arbeitskreisen können sich alle Interessierten regelmäßig in Wingeshausen im Gemeindehaus informieren. Alle Daten hierzu und alle weiteren Informationen wie auch die Beitrittserklärung und die Absichtserklärung können auf www.nw-netz.de eingesehen werden.
Bildunterschrift: „Wir haben die Gründungsversammlung mit 108 Genossen und 118 Anteilen beendet. Heute sind wir bereits 28 Genossen mehr, welche weitere 30 Anteile gezeichnet haben. Wir sind stolz, was wir bisher geleistet haben und prognostizieren weiteren Zuwachs mit diesen positiven Zahlen“, so Daniel Knebel, Aufsichtsrat.
(Foto: privat | Stand: 02.05.2024, 08:45 Uhr)