Bad Berleburg. Direkt oben auf der Aussichtplattform ist der Blick auf das Areal am besten. Noch geht die Sicht direkt gegen die Parkhausfassade mit der Aufschrift in großen blauen Buchstaben: „PARKHAUS“. Dieser Schriftzug ist schon bald ebenso Geschichte wie der gesamten ehemalige Eins-A-Komplex in Bad Berleburg. „Das ist ein Meilenstein in unserer gemeinsamen Stadtentwicklung. Wir haben lange auf diesen Moment hingearbeitet – jetzt endlich startet der Abriss“, freute sich Bernd Fuhrmann, der dabei auf den Eins-A-Komplex schaute. Der Bürgermeister der Stadt Bad Berleburg gab am Donnerstag, 14. März, gemeinsam mit den Verantwortlichen den Startschuss für einen „Eins-A-Abriss“. Und direkt vom Dach des neuen Baustellentreffs haben ab sofort alle Menschen die Möglichkeit, die Baustelle regelmäßig zu beobachten. „Mit dem Abriss schaffen wir die Grundlage, um gerade den südlichen Teil unserer Kernstadt noch attraktiver zu gestalten als bisher – und damit letztlich unsere gesamte Stadt der Dörfer. Unser Baustellentreff ist das Schaufenster in das Gesamtprojekt“, erläuterte Bernd Fuhrmann.

Die Neugestaltung des Eins-A-Areals versteht sich dabei zugleich als Teil eines großen Gesamtpaketes, das sich aus der laufenden Neugestaltung des Marktplatzes und der Odebornpromenade, der geplanten Modernisierung und Sanierung des Rathauskomplexes sowie der bereits abgeschlossenen Vitalisierung des Goetheplatzes. „Unser Ziel war es, den Komplex nach langen Jahren der Verhandlungen abreißen zu können, um uns auch in diesem Bereich zukunftsorientiert aufzustellen – das war nur als Team möglich. Dass wir den Abriss dabei so nachhaltig wie möglich gestalten, war uns ein besonderes Anliegen. Und ist gelungen. Denn ein großer Teil des Schutts ist Recyclingmasse, die an anderer Stelle wieder zum Einsatz kommt – das ist eine hervorragende Verzahnung mit unserer kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie und letztlich ein Wegweiser für den gesamten Weg, den wir gehen werden“, konstatierte Bernd Fuhrmann, der allen Beteiligten dankte – insbesondere auch NRW-Städtebauministerin Ina Scharrenbach sowie der Bezirksregierung Arnsberg, die den Mittelabruf für die Abrisskosten verlängert hatten. Geplant ist, dass der Abriss bis spätestens August abgeschlossen ist, ehe dann der Prozess der Weiterentwicklung startet. „Wir möchten einen Schwerpunkt auf den Holzbau legen – und dabei einerseits die bisherigen Ergebnisse wie den Architekturwettbewerb mit der Uni Siegen einbeziehen, aber natürlich auch Politik und Menschen am weiteren Prozess beteiligen. Klar ist schon jetzt: Wir werden uns dabei an konkreten Bedarfen orientieren – und zugleich modellhaft zeigen, was auf einem vergleichsweise kompakten Areal möglich ist“, erläuterte Bernd Fuhrmann mit Blick in die Zukunft. Den besonderen Charakter des Gesamtprojektes betonte Manuel Spies: „Der Abriss und die Weiterentwicklung sind ohne Zweifel von enormer Bedeutung für unsere Kernstadt. Daher sind wir froh, dass wir routinierte Partner gewonnen haben, die mit diesen Größenordnungen und Dimensionen des Abrisses vertraut sind“, erklärte der Kämmerer der Stadt Bad Berleburg. Die Erfahrung, über die die Beteiligten verfügten, sei „von entscheidender Bedeutung“, hob Manuel Spies hervor. Denn: „Wir alle wissen, dass auf Baustellen immer Unwägbarkeiten gibt. Es gibt ja das Sprichwort, das besagt: ,Vor dem Spaten ist es dunkel.‘ Genau darum wissen alle Beteiligten – und das ist ganz wichtig für diese Maßnahme“, wusste der Kämmerer.
Für die Zeit des Abrisses stehen temporär nur noch 30 Stellplätze für Pkw zur Verfügung – pünktlich zu den Sommerveranstaltungen in der Kernstadt soll die bisherige Anzahl wiederhergestellt sein. Dennoch, die eingeschränkte Verfügbarkeit ist erforderlich, um die Sicherheit aller Menschen zu gewährleisten. „Sicherheit hat Priorität – das gilt für die gesamte Abrissphase. Deshalb ist es ganz wichtig, dass sich niemand unerlaubt Zutritt zur Baustelle verschafft – Sicherheit ist das wichtigste Anliegen für uns alle“, betonte Sebastian Watermann. Der Projektleiter des beauftragten Abrissunternehmens Hagedorn erläuterte die Dimensionen des Gesamtprojektes: Insgesamt entsteht in der Abbruchphase ein Volumen von rund 20.000 Tonnen Schutt. Um diesen zu erzeugen, kommen bis zu vier Abbruchbagger mit einem Gewicht von bis zu 50 Tonnen zum Einsatz. Das entstandene Abbruchmaterial kommt auf anderen Baustellen recycelt in verschiedenen Formen wieder zum Einsatz – geregelt ist dies nach der sogenannten Ersatzbaustoffverordnung mit Güterüberwachung durch ein Gutachterbüro. Phasenweise, das steht bereits jetzt fest, wird es zu einer Vollsperrung der Schulstraße kommen. „Diese zeitlichen Abschnitte wollen und werden wir so kurz wie möglich halten und rechtzeitig kommunizieren. Ganz vermeiden können wir sie aber nicht“, berichtete Sebastian Watermann. In einem ersten Schritt erfolgt der Rückbau vom Parkhaus zum Eins-A-Areal und rückwärtig am Bahndamm entlang. Der Abbruch der Gebäudeteile zur Schulstraße erfolgt am Ende, so dass diese so lange eine gewisse Schutzfunktion erfüllen – und eine Art Puffer zwischen Straße und Baustelle bilden. Klar ist: Der Plan zum Abriss steht. Auch dank Mevludin Sokolovic. „Wir haben uns intensiv mit den architektonischen Herausforderungen des Abrisses und den Besonderheiten des Komplexes befasst. Klar ist, dass ein Erhalt oder eine Sanierung zu viele Unwägbarkeiten mit sich gebracht hätte. Das gilt mit Blick auf die Substanz, aber auch die entstehenden Kosten. Das wäre weder sinnvoll noch wirtschaftlich gewesen“, erklärte der Bauleiter des beauftragten Architekturbüros Eicker Architekten mit Blick auf ein alternatives Vorgehen. Gemeinsam mit den Akteuren vor Ort blickte er dabei auf die großen Buchstaben an der Gebäudefassade: „PARKHAUS“. Es waren die wahrscheinlich letzten Blicke auf einen Komplex, der sich in den vergangenen Jahrzehnten zum Schandfleck avanciert ist. Die großen Buchstaben sind bald weg – der Gebäudekomplex ebenfalls. Für alle gut sichtbar erhält das Areal dann auf rund 14.000 Quadratmetern Gesamtfläche eine neue Zukunft.

Weitere Informationen

Während der gesamten Abrissphase – und darüber hinaus – steht auf dem Eins-A-Areal in Bad Berleburg der Baustellentreff zur Verfügung. „Mit diesem Schaufenster in das Projekt wollen wir den Abriss für alle gut verfolgbar und transparent machen“, erklärte Bernd Fuhrmann. Der Bürgermeister der Stadt Bad Berleburg hob zugleich hervor, dass der Baustellentreff zugleich auch regelmäßig Informationen für Interessierte liefert: „Antworten auf Fragen, Informationen zum Fortschritt und Einblicke in den Baustellenalltag – all das wollen wir liefern. Und zwar neben der Möglichkeit, die Baustelle vom Dach unseres Treffs während der Sprechzeiten beobachten zu können.“ Konkret bedeutet dies, dass der Baustellentreff selbst – ein Besprechungsraum, der auch hybride Konferenzen ermöglicht – einmal wöchentlich Mitarbeitende der Stadt Bad Berleburg vor Ort sind. Immer donnerstags von 16 bis 18 Uhr besteht die Möglichkeit, dort ins Gespräch zu kommen. Hinzu kommen Sprechstunden des Zentrenmanagements. „Wir wollen die Öffentlichkeit stets über den Baufortschritt informieren und Fragen beantworten“, verriet der Projektleiter der Stadt Bad Berleburg, Jens Steinhoff, der das frisch angestoßene KAIROS-Projekt in der Phase des Wiederaufbaus zum Tragen kommen lässt. Erstmals öffnet der Baustellentreff am kommenden Donnerstag, 21. März, von 16 bis 18 Uhr. Zusätzlich steht das Rathaus zu den gewohnten Öffnungszeiten natürlich bei Fragen und Informationsbedarf offen.

Zahlen, Daten, Fakten

Einst war der Eins-A-Komplex die größte zusammenhängende Einzelhandelsfläche in Bad Berleburg. Erbaut im Jahr 1986 umfasste der Gesamtkomplex rund 6700 Quadratmeter Fläche – davon allein für den Handel 5300 Quadratmeter. Der Eins-A-Markt selbst war darauf mit 2765 Quadratmetern präsent, hinzu kamen neun zusätzliche Einzelhandelsläden. Zudem kamen 19 Wohnungen mit insgesamt 1400 Quadratmetern Fläche hinzu. Das Parkhaus bot ursprünglich 330 Stellplätze für Pkw mit zeittypischen – im gegenwärtigen Vergleich kleineren – Maßen. Seit der Eröffnung herrschte eine starke Fluktuation bei den gewerblichen Mietern. Im Jahr 2007 war dann das Ende des Eins-A-Marktes besiegelt – und dieser hatte den Leerstand der Fläche zur Folge. Das Labor Wittgenstein Wandel startete dann Ende 2012 zum Thema Leerstand – ungeachtet dessen herrschte seit 2014 weitgehender Leerstand in dem gesamten Komplex.

Bildunterschrift: Gemeinsam gaben die beauftragten Abriss- und Architekturunternehmen, Fraktions- und Verwaltungsvertretenden den Startschuss zum Abriss des ehemaligen Eins-A-Komplexes.

(Foto: Wipo | Stand: 15.03.2024, 13:40 Uhr)