Bad Berleburg. (wipo) Die Recherchen des CORRECTIV-Netzwerkes welche ein rassistisch und rechtsextremistisch geprägtes Treffen in Potsdam aufgedeckt haben, bei dem die „Remigration“ von zahllosen Menschen besprochen wurde, hat nicht nur Deutschland aufgewühlt, sondern auch zu einer Welle des Widerstands geführt. In zahlreichen Städten gehen Menschen auf die Straße, um sich gegen Rechtsextremismus zu positionieren und für die Demokratie einzustehen.

Am vergangenen Samstag, 3. Februar, fand eine Kundgebung auf dem Marktplatz in Bad Berleburg statt. Mehr als 600 Menschen versammelten sich, um ein starkes Zeichen für Toleranz und gegen Ausgrenzung zu setzen. Nicht nur Wittgensteiner waren vor Ort, unter anderem auch Bürger aus dem angrenzenden Siegerland kamen zur Unterstützung. Angemeldet wurde die Kundgebung vom SPD-Ortsverein Bad Berleburg. Gemeinsam wollte man ein deutliches Zeichen gegen die menschenverachtenden Pläne der AfD setzen, hieß es von der SPD im Vorfeld.

Unter dem Motto „Bad Berleburg ist bunt, offen und menschlich – gegen Ausgrenzung und für Demokratie!“ versammelten sich die Teilnehmer mit selbstgemalten Schildern und bunten Fahnen. Der SPD-Vorsitzende Rouven Soyka eröffnete die Kundgebung um 16.30 Uhr und betonte die Bedeutung des friedlichen Protests.
Die drei Wittgensteiner Bürgermeister Henning Gronau, Dirk Terlinden und Bernd Fuhrmann standen gemeinsam auf der Bühne und unterstrichen in einer eindrucksvollen gemeinsamen Aussage: „Nie wieder ist jetzt“ das Motto der Kundgebung. Sie warnten davor, dass die rote Linie nicht übertreten werden dürfe. „Nazis dürfen nie wieder die Oberhand gewinnen. Diese rote Linie haben wir nicht erst heute gezogen. Aber heute ziehen wir sie gemeinsam“, so Fuhrmann. Auch die Zukunft soll frei und friedlich gelebt werden können. „Wie können Menschen andere wegen ihrer Herkunft vertreiben wollen?“, fragte Terlinden, „Menschen aus der Nachbarschaft, aus Vereinen, aus der Gastronomie – Was wollen da Menschen anderen Menschen antun?“. Demokratie, so betonte es Gronau, ist das Fundament unserer Gesellschaft, und dieses Fundament gilt es zu schützen.

Otto Marburger, Jahrgang 1940, sorgte für bewegende Momente, als er seine persönlichen Erfahrungen schilderte. Er erinnerte an die Gräueltaten während des Zweiten Weltkriegs und den Antisemitismus in seinem Heimatort Schwarzenau. Marburger machte deutlich, dass die aktuelle Zunahme von Rechtsradikalismus und Antisemitismus in Deutschland besorgniserregend sei. Er rief dazu auf, für eine offene, bunte Gesellschaft einzustehen und sich gegen jede Form von Hass zu wehren.
Die Bundestagsabgeordnete Luiza Licina-Bode, die selbst in Bad Berleburg geboren ist, verurteilte die menschenverachtenden Pläne, die in Potsdam besprochen wurden. Sie betonte die Buntheit Bad Berleburgs und machte sich Sorgen um die Verunsicherung der Jugend durch die jüngsten Geschehnisse. „Ich höre davon, dass Teenager ihre Eltern fragen, ob sie jetzt das Land verlassen müssen. Sogar unsere Kinder sind verunsichert. Das ist untragbar“, so Licina-Bode.

Auch erinnerte sie an eine emotionale Veranstaltung im Bundestag, bei der den Opfern des Holocausts gedacht wurde. Dort habe sie besonders ein Satz einer 91-jährigen Überlebenden nachhaltig beeindruckt: „Damals hat es mit dem Schweigen angefangen.“
Auch die Bundestagsabgeordnete Laura Kraft (Grüne) richtete einen Dank für ihr Kommen an die Teilnehmer und betonte die Wichtigkeit jedes Einzelnen im Kampf gegen Extremismus. „Schauen Sie in die Gesichter der Menschen, die neben Ihnen stehen. Wir müssen einander ansehen und füreinander da sein“, erklärte sie. „Wir sind frei, tolerant und wehrhaft, und das bleibt auch so“, so auch die Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach (CDU).

Bildunterschrift: Über 600 Menschen versammelten sich am vergangenen Samstag, um ein starkes Zeichen für Toleranz und gegen Ausgrenzung zu setzen.

(Foto: wipo | Stand: 07.02.2024, 08:15 Uhr)