Bad Laasphe. (wipo) Was haben der Fachkräftemangel und die Redensart „Das Pferd von hinten aufzuzäumen“ miteinander zu tun?
Auf den ersten Blick ja eigentlich nichts! Und doch haben die Realschule Schloss Wittgenstein in Bad Laasphe und die Firma Weber Maschinenbau GmbH aus dem hessischen Breidenbach genau diese beiden Themen absolut beispielhaft und nachahmenswert miteinander verknüpft. Doch der Reihe nach: Am vergangenen Donnerstag wurde in den Räumlichkeiten des ehrwürdigen Schlosses in Bad Laasphe der Kooperationsvertrag zwischen eben diesen beiden Partnern unterzeichnet.
Bekannt ist die Weber Maschinenbau GmbH als ein Unternehmen, das seit 1981 Maschinen für die Lebensmittelindustrie herstellt, die damit in der Lage ist professionell Fleisch, Käse und andere entsprechende Lebensmittel zu verpacken oder auch in Scheiben schneiden zu können. Mit 1.750 Mitarbeitern gehört die Firma Weber nicht gerade zu den kleinsten Arbeitgebern in der Region. Und da man auch regelmäßig Ausschau über die Landesgrenze hinaus nach zuverlässigen Arbeitskräften hält, ist es nicht weiter verwunderlich, dass eine Vielzahl der Mitarbeiter aus Wittgenstein kommt.
Zur Firmenstrategie gehört es darüber hinaus, Praktikumsplätze für an den insgesamt neun möglichen Berufsfeldern interessierte Schülerinnen und Schüler anzubieten. Was seit mehreren Jahren bereits erfolgreich in einer Kooperation mit der Realschule Schloss Wittgenstein geschieht. So wurde eigentlich der zweite Teil der Kooperation, sprich der praktische Bereich, um Jahre vorgezogen. Denn erst jetzt erfolgte das „Offizielle“, die Unterschriften unter den Kooperationsvertrag. Johannes Dickel und Christian Hartmann von Weber Maschinenbau GmbH, Gudrun Kämmerling als Vertreterin des Schulträgers, die Rektorin der Realschule, Melanie Dietrich, und Berufsberatungslehrer Denis Ermert walteten dabei ihres Amtes und setzten ihre Unterschriften unter den Vertrag. Durch diese umgekehrte Reihenfolge sind Christian Hartmann und Johannes Dickel schon seit geraumer Zeit sozusagen Stammgäste in der Realschule. „Die Beiden sind als Vertreter der Firma Weber regelmäßig bei uns im Unterricht“, erklärt Melanie Dietrich und ergänzt, dass schon etliche Schülerinnen und Schüler der Realschule als Auszubildende bei der Firma Weber ihren Weg ins Berufsleben gefunden haben. Nach aktuellem Stand werden wohl fünf Realschüler im kommenden Jahr ihre Ausbildung in Breidenbach beginnen. Der Erfolgsbarometer der Kooperation schlug also schon vor der Vertragsunterzeichnung weit aus. Das Angebot präsentiert sich aber auch recht breit gefächert. Dazu Fachlehrer Denis Ermert: „In der Jahrgangsstufe 8 werden sowohl der Bereich Metallverarbeitung als auch die Grundlagen der Elektrotechnik angeboten. Christian Hartmann und Johannes Dickel sind dann eine Woche lang bei uns!“
Gebaut werden in dieser Zeit zum Beispiel Handyhalterungen mit LED-Beleuchtung, Flaschenhalterungen mit Magnet, oder andere interessante Projekte. Komplettservice der Firma Weber: Die Herren bringen die notwendigen Werkzeuge und Utensilien gleich mit und sind vom Interesse der Schüler ebenso begeistert, wie die Schüler von dem Angebot selbst! Letztlich könnte man die Kooperation mit dem Gütesiegel einer doppelten „Win-Win-Situation auszeichnen. Zunächst dürfte man sich in der Realschule darüber freuen, dass sie ihre Schülerinnen und Schüler nicht völlig unvorbereitet ins „richtige“ Leben da draußen entlässt. Die Firma Weber hat auf der Suche nach geeigneten, sprich engagierten Fachkraft-Azubis schon mächtig vorgebaut, die betroffenen Schülerinnen und Schüler gehen nicht unbedarft ins Berufsleben, sondern haben schon richtig reingeschnuppert und letztlich dürfte sich auch für die Eltern eine Win-Situation ergeben, ist doch die Suche nach einer Ausbildungsstelle bereits abgeschlossen. Wichtige Zutat im Kooperations-Menü ist zudem ein gezieltes, sprich realistisches Bewerbungstraining. Hier sorgen Christian Hartmann und Johannes Dickel für die wirklichkeitsnahe Atmosphäre eines Bewerbungsgespräches. Ein durchaus wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzeptes.
„Ziel und Hoffnung ist es, den Schülern den Übergang ins Berufsleben zu erleichtern“, so Ausbilder Johannes Dickel. „Die Schüler kennen ihr behütetes System Schule und kommen dann in den Betrieb. Hier bei uns kann man dann eine individuelle Wertschätzung erfahren.“ Zumal sich Johannes Dickel und Christian Hartmann regelmäßig über Wünsche, Anregungen und Ideen von Schülern und Schule informieren, um diese – wenn realisierbar – dann gezielt in ihr Konzept einzuarbeiten.
Nach Auskunft der beiden Ausbilder werden bei Weber Jahr für Jahr 20 junge Leute in neun Berufen ausgebildet. Bei einem erfreulich großen Teil steht auf dem Abschlusszeugnis „Realschule Schloss Wittgenstein“.
„Die Schüler sind sich einig, dass dieses Training unglaublich hilfreich ist und die Angst vor dem bis dato Unbekannten nimmt“, so die Erfahrung von Denis Ermert.Das bislang Erreichte möchte man allerdings weiter ausbauen und dabei die Bandbreite der Berufspalette möglichst breit präsentieren. „Noch für das laufende Schuljahr planen wir gemeinsam mit dem Gymnasium eine eigene Berufsmesse.“ Dann werden Industrie, Handwerk und Sozialberufe zu uns auf den Schlossberg eingeladen, um einen oder eventuell auch zwei Tage lang die jungen Leute rundum mit den wichtigsten Informationen zur Berufswahl zu versorgen. Die Vorbereitungen dazu laufen bereits“ so Melanie Dietrich und Gudrun Kämmerling übereinstimmend.

Bildunterschrift: Gudrun Kämmerling, Melanie Dietrich und Christian Hartmann (sitzend v.l.) gemeinsam mit Denis Ermert und Johannes Dickel (stehend v.l.) bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages.

(Foto: wipo | Stand: 21.11.2023, 16:13 Uhr)