Bad Laasphe. (K.Leser/K. Burk-Pitzer) Die Klassen 8a und 8b des Gymnasiums Schloss Wittgenstein hatten kürzlich Gelegenheit, ein besonderes Theaterstück in ihrem Klassenzimmer zu erleben. Zu Gast war Schauspielerin Johanna Martin vom Apollo Theater Siegen. Sie präsentierte in einer eindrucksvollen One-Woman-Show das Stück „Meine Schwester An(n)a“. Gestaltet und ausgestattet wurde das Stück von Matthias Schuh in Anlehnung an wahre Begebenheiten speziell für Jugendliche ab 13 Jahren. „Meine Schwester An(n)a“ erzählte die Geschichte von Karin und ihrer Schwester Anna, die beide von einer Essstörung betroffen sind und diese ganz unterschiedlich durchleben Das Stück versuchte so, die Schüler:innen für das Thema „Essstörung“ zu sensibilisieren, sie emotional zu erreichen, damit sie aufmerksam werden und sich gegebenenfalls auch helfen lassen. Schauspielerin Johanna Martin verkörperte intensiv die Psychologiestudentin Karin. Besonders emotional wurde es, als sie ihre kleine Schwester An(n)a verliert, die wie sie selbst an Bulimie leidet, den Kampf gegen die Krankheit verliert und am Ende stirbt. „An(n)a“ ist hier als Wortspiel gemeint und bezieht sich auf den Fachbegriff „Anorexie“, mit dem die Krankheit Magersucht auch bezeichnet wird. Magersucht kommt mittlerweile oft als „gesunde Ernährungsumstellung“ getarnt daher, bei der kaum mehr wirklich nährende Lebensmittel gegessen werden. Die Bulimie erscheint dann oft als „Lösung“ für den inneren Konflikt Hunger zu haben, viel essen zu können und doch nicht dick zu werden. Die Erkrankten werden immer jünger und es sind mittlerweile nicht nur Mädchen, sondern auch zunehmend junge Männer betroffen Authentisch und ergreifend spielte Johanna Martin mit einem extra für das Stück gebauten „magersüchtigen“ E-Cello die Story. Weitere Requisiten waren die teilweise aus Filz gebastelten Nahrungsmittel, die bei einer Heißhungerattacke verschlungen und dann durch selbst herbeigeführtes Erbrechen wieder abstoßen werden. Die Erkrankten versuchen so den Frust des Alltags und Spannungen zu verarbeiten, was letztendlich aber nur Seele und Körper erkranken lässt. Das Besondere an diesem Theatervormittag war, dass ohne technischen Aufwand die besondere Situation des Klassenzimmers genutzt wurde, um eine Geschichte interessant und intensiv zu erzählen. Die Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen waren am Ende sichtlich berührt und begeistert von dem Klassenzimmerstück. „Wir waren uns nicht darüber bewusst, was psychische Probleme alles auslösen können und wie sie den Körper langfristig schädigen, es wurden z.B. Herz-Rhythmus Störungen, Polypen, Magenkrämpfe und Migräne bis hin zu organischen Schäden genannt.“, so Luis Wagner aus der 8a. Auch Filiz Cilingir aus der 8a war sichtlich angetan: „Die Schauspielerin war genial und hat so viel Gefühl in ihre Rolle gesteckt, geweint und auf Knopfdruck Emotionen bei uns erzeugt. Es war toll zu erfahren, wie sie sich auf ihre Rolle vorbereitet hat und das alles detailliert einstudiert und geplant wurde.“ Im Nachgespräch mit Theaterpädagogin Henriette Heine und Schauspielerin Johanna Martin gab es noch hinreichend Gelegenheit zur Diskussion. Henriette Heine hatte für alle noch extra vom Theater kreierte Hilfesticker mit einer „Nummer gegen Kummer“ dabei, die man jederzeit kostenfrei und anonym anrufen könne. Wichtig sei es allerdings, diese Unterstützung selbstverständlich in Anspruch zu nehmen. Dies war auf jeden Fall ein intensives Theatererlebnis am GSW, das die Schüler:innen der achten Klassen sensibel mit dem schwierigen Thema „Essstörung“ konfrontierte.

Bildhinweis: Die Klasse 8a des Gymnasiums Schloss Wittgenstein mit Referendarin Sophie Lefarth Theaterpädagogin Henriette Heine und Schauspielerin Johanna Martin vom Apollo Theater Siegen.

(Foto: K. Burk-Pitzer| Stand: 06.02.2023, 12:00 Uhr)