Siegen-Wittgenstein. Die FDP steht seit Start des Wisent-Projekts hinter der Idee des damaligen Landrats Paul Breuer und des Impulsgebers Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. „Und wir wollen auch jetzt dabei unterstützen, die Kuh bzw. das Wisent vom Eis zu holen und das Projekt zu retten“, erklären Fraktionschef Guido Müller. „Das Projekt droht gerade mit voller Wucht gegen die Wand zu knallen!“ Auf einer Informationsveranstaltung des Trägervereins der Wisent Wildnis wurde ausführlich dargelegt, warum der Verein die Herde für herrenlos erklären musste. Die unklare Rechtslage und das Urteil des Oberverwaltungsgerichts birgt für den Verein ein enormes Risiko, dass hohe Ordnungsgelder auf den Verein als ehemaligen Besitzer zukommen könnten, wenn die Wisente die Bäume auf bestimmte Waldgrundstücke schälen würden. Hypothetisch wurden Strafen von bis zu 250.000 Euro pro Kläger genannt. „Solche drohenden Strafen machen jedes Vereinsengagement unmöglich, daher hat der Trägerverein kürzlich seine Besitzansprüche an den Tieren aufgegeben. Wir können die Argumente des Vereins natürlich verstehen, aber die wichtigste Frage, die ungeklärt ist, ist die, wie die Wisente sicher durch den Winter kommen“, so der FDP-Kreisvorsitzende Peter Hanke. Wenn die Herde nicht herrenlos erklärt wird – diese Feststellung müsste über das Umweltministerium des Landes herbeigeführt werden – wird das Artenschutzprojekt schon bald Geschichte für Siegen-Wittgenstein sein. Doch noch gibt es Chancen und durchaus viele Fraktionen im Kreistag, die an dem Projekt festhalten wollen. Auf ihrer Jahresklausurtagung am Wochenende hat die FDP-Fraktion das Festhalten an dem Wisent-Projekt erneut bestätigt.

Tierschutz hat Vorrang

Wie in den vergangenen Jahren bedarf es eines aktiven Managements der Herde, beispielsweise müssen etablierte Futterplätze über den Winter dauerhaft versorgt werden. Wer macht das jetzt? Wie kontrolliert man bei dem – immer noch – jungen Projekt die DNA-Vielfalt bei der Fortpflanzung. Der Austausch mit anderen separaten Herden in Europa muss gewährleistet werden, wenn man Erbschäden vermeiden will. All das darf der Trägerverein aktuell nicht mehr leisten. Es würde von der gegnerischen Sauerländer-Seite als wieder Inbesitznahme ausgelegt werden und damit würden die Strafen wieder greifen. Deswegen hilft es auch nicht, über eine zusätzliche Finanzspritze an den Verein nachzudenken. Sobald die sich der Aufgabe annehmen, besteht wieder das Haftungsrisiko. Verantwortlich für den Tierschutz ist nach dem Ausscheiden des Trägervereins das Veterinärsamt des Kreises Siegen-Wittgenstein. Die Liberalen stellen im kommenden Umweltausschuss und im Kreistag
einen Antrag, dass zunächst einmal der Verein die Aufgabe übernehmen soll, die Herde sicher durch den Winter zu bringen. Er soll mit den aktiven Managementaufgaben (Winterfütterung, Pflege etc.) als Dienstleister mittels eines Betreuungsvertrags seitens des Kreises beauftragt werden. Dies dient der Sicherstellung des Wohlergehens der Tiere und der Herdenlenkung, insbesondere in der anstehenden Winterperiode. Eine rechtliche Verpflichtung, so die Liberalen, ist mit dieser Maßnahme nicht verbunden.

Bildhinweis:„Drohende Strafen machen jedes Vereinsengagement unmöglich, daher hat der Trägerverein kürzlich seine Besitzansprüche an den Tieren aufgegeben. Wir können die Argumente des Vereins natürlich verstehen, aber die wichtigste Frage, die ungeklärt ist, ist die, wie die Wisente sicher durch den Winter kommen“, so der FDP-Kreisvorsitzende Peter Hanke.

(Foto: privat | Stand: 24.11.2022, 10:03 Uhr)