Wittgenstein. Die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage des Verbandes der Siegerländer Metallindustriellen e.V. (VdSM), die traditionell am Ende eines Jahres durchgeführt wird, machen es deutlich: Die Mitgliedsunternehmen des Verbandes sind „vorsichtig optimistisch“.

Im Vergleich zum Vorjahr beurteilen die Unternehmen die aktuelle Geschäftslage zwar deutlich besser, dennoch ist die Stimmung nicht ungetrübt. Während 39 Prozent der Befragten 2020 die Geschäftslage als „schlecht“ angesehen hat, waren es diesmal lediglich zehn Prozent. 55 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“ und 35 Prozent als „befriedigend“.

Ausschlaggebend für den vorsichtigen Optimismus sind die gegenüber dem Vorjahr eindeutig verbesserte Auftragslage sowie die trotz Industrie-Rezession und Corona stabile Lage bei Beschäftigung und Ausbildung. „Wenngleich die gut gefüllten Auftragsbücher für Zuversicht sorgen, ist völlig unsicher, ob die Ordereingänge angesichts der unabsehbaren Auswirkungen von Pandemie und Lieferproblemen auch tatsächlich in Umsätze umgesetzt werden können“, sagt Dipl.-Kfm. Christian F. Kocherscheidt, Vorsitzender des Verbandes. Bei den Geschäftserwartungen für das 1. Halbjahr 2022 erwarten 75 Prozent der Unternehmen eine gleichbleibende Geschäftsentwicklung. 2020 lag dieser Wert noch bei 47 Prozent. 20 Prozent gehen von einer schlechteren Entwicklung aus. Auch hier lag der Vorjahreswert mit 41 Prozent deutlich höher. Von einer besseren Geschäftsentwicklung gehen aber gerade einmal fünf Prozent der befragten Unternehmen aus, während es 2020 noch 13 Prozent waren.

Bei der Auftragslage aus In- und Ausland hat die Umfrage ein positiveres Bild ergeben: Antworteten 2020 bei der aktuellen Auftragslage der Inlandsorders noch 28 Prozent der Unternehmen mit „gut“, sind es aktuell 65 Prozent und somit deutlich mehr als die Hälfte der Befragten. Gleiches gilt umgekehrt für die Einschätzung „schlecht“. 2020 haben hier 34 Prozent mit „schlecht“ geantwortet, aktuell hat sich der Wert auf zehn Prozent verringert. Bei der aktuellen Auftragslage im Export sieht es ähnlich aus. Während 2020 noch 56 Prozent von einer „schlechten“ Entwicklung sprachen, sind es diesmal nur noch elf Prozent. Von einer „guten“ oder „befriedigenden“ Auftragslage sind 2020 noch etwa 45 Prozent ausgegangen, heute sind es 90 Prozent. Die bislang genannten Indikatoren wirken sich auch auf die aktuelle Ertragslage und die Erwartungshaltung der Unternehmen für 2022 aus. Die Ertragslage ist bei 35 Prozent der Unternehmen nach eigenen Angaben „gut“. Dieser Wert ist im Vergleich zu 2020 (22 Prozent) gestiegen. Die Bewertung „befriedigend“ ist von 35 Prozent der Unternehmen angegeben worden und ist damit gegenüber 2020 (31 Prozent) auf einem ähnlichen Niveau geblieben. Eine schlechte Ertragslage gaben nur noch 30 Prozent (2020: 47 Prozent) an.
„Richten wir den Blick auf die Ertragserwartungen für die nächsten sechs Monate, sind die Mehrzahl der Unternehmen nur in geringem Maße optimistisch gestimmt“, bemerkt Dr. Thorsten Doublet, Geschäftsführer des VdSM. Hier gaben zwar 25 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung an (2020: 16 Prozent), aber nur noch 35 Prozent „gleichbleibend“. 2020 lag dieser Wert noch bei 44 Prozent. Die Bewertung von „schlechter“ ist von 41 Prozent 2020 auf jetzt 40 Prozent nahezu identisch mit den Vorjahreswerten. Beim Blick auf die Beschäftigungslage hat die Konjunkturumfrage ergeben, dass 65 Prozent der Unternehmen im 1. Halbjahr 2022 keine personellen Veränderungen vornehmen wollen. 35 Prozent planen mit Neueinstellungen, fünf Prozent hingegen mit Personalabbau. Mit Kurzarbeit in den nächsten sechs Monaten rechnen fünf Prozent, mit Mehrarbeit ebenfalls fünf Prozent.

Mehr Ausbildung geplant

Bei den Ausbildungsplätzen wollen 85 Prozent der Unternehmen ihr Ausbildungsangebot auch 2022 unverändert halten. 15 Prozent planen zusätzliche Ausbildungsplätze. Das ist im Vergleich zu den Ergebnissen der letzten Umfrage ein Anstieg um neun Prozentpunkte. Kein Unternehmen gab an die Ausbildungsplätze zu reduzieren, 2020 nannten dies immerhin noch 25 Prozent der Befragten. Im Vergleich zur letzten Umfrage haben sich die Angaben zu den Investitionen im In- und Ausland ins Positive verändert. 2020 sind gerade einmal 16 Prozent der Unternehmen von einer Steigerung ausgegangen, heute sind es 25 Prozent. Von gleichbleibenden Investitionen gingen damals 44 Prozent aus, aktuell sind es 55 Prozent. Die Investitionen zurückschrauben wollen aktuell nur noch 20 Prozent, im Vorjahr waren es immerhin noch 41 Prozent.

Bei den Investitionen im Ausland sieht es ähnlich aus, indem die Bereitschaft zu investieren – im Vergleich zur Umfrage des letzten Jahres – etwas gestiegen ist. 33 Prozent gehen von einer Steigerung aus, während 2020 gerade einmal 17 Prozent diese Ansicht vertraten. Eine gleichbleibende Investitionsbereitschaft beim Export haben aktuell 47 Prozent, im Vorjahr waren es immerhin noch 67 Prozent.

„Unsere aktuelle Umfrage macht deutlich, dass sich die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in Wittgenstein zwar von dem „Corona-Crash“ 2020 erholt haben, dennoch aber aufgrund der Situation noch unsicher sind“, betont Dipl.-Kfm. Christian F. Kocherscheidt. So hat sich die Auftragslage nach 2019 und 2020 zwar wesentlich gebessert, trotzdem sind das unruhige Umfeld und der umkämpfte Markt im Ergebnis spürbar. Weiterhin nicht unerwähnt bleiben sollte, dass die Beschäftigungslage dank staatlicher Unterstützung, wie Kurzarbeit, stabil gehalten werden konnte. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie sich künftige Corona-Wellen auf die Auftrags- und Beschäftigungslage auswirken werden. „Vom Erreichen des Vorkrisen-Niveaus sind die Unternehmen in Siegen-Wittgenstein allerdings noch ein Stück weit entfernt“, ergänzt Dr. Thorsten Doublet.

Bildhinweis: Die aktuelle Umfrage macht deutlich, dass sich die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in Wittgenstein zwar von dem „Corona-Crash“ 2020 erholt haben, dennoch aber aufgrund der Situation noch unsicher sind.

(Foto: privat | Stand: 21.01.2022, 18:47 Uhr)