Girkhausen. Girkhausen ohne Turm? Ein Turm ohne Glocken? Beim Gottesdienst am Silvesterabend in der örtlichen Kirche warf Christine Liedtke diese Fragen auf.

Ohne, dass sie eine Antwort darauf erwartete, denn die lag für die Girkhäuser Pfarrerin auf der Hand: „Nicht vorstellbar! Wir möchten wissen, was die Stunde geschlagen hat, wenn jemand gestorben ist, wenn zum Gottesdienst geläutet wird. Seit drei Jahrzehnten hat Hulda Nölling das gemacht.“ Und in diesem Gottesdienst am letzten Tag des Jahres 2021 wurde Hulda Nölling in den Ruhestand verabschiedet – mit immerhin 87 Jahren. Diese habe beständig, gewissenhaft und vorsichtig die alte Turmuhr aufgezogen, schultags habe sie zudem früher um 7.30 Uhr die Schulglocke geläutet und damit Generationen von Schüler zum Unterricht gerufen, führte Christine Liedtke aus. Gemeinsam mit dem Presbyteriums-Vorsitzenden Klaus Saßmannshausen formulierte die Pfarrerin die Wertschätzung für Hulda Nölling folgendermaßen: „Die Evangelische Kirchengemeinde Girkhausen dankt ihr für ihre Gewissenhaftigkeit und Treue zum Dienst und entlässt sie dankbar aus ihrem Dienst, der ja in der Familie bleibt!“ Denn beim Gottesdienst war auch Arno Dreisbach, der das Glockenläuten jetzt von seiner Schwiegermutter übernommen hat. Damit wird eine Tradition fortgesetzt: Hulda Nölling hatte den Dienst von ihrem verstorbenen Ehemann übernommen, der seinerseits bei dieser Aufgabe in die Fußstapfen seines Vaters und seines Großvaters getreten war.

Bildhinweis: Die Presbyter Klaus Saßmannshausen und Anne Lückel sowie Pfarrerin Christine Liedtke freuten sich, dass Arno Dreisbach den Dienst von seiner Schwiegermutter Hulda Nölling (von links) übernommen hat und dankten der 87-Jährigen für ihr Glockenläuten in Girkhausen während der vergangenen drei Jahrzehnte.

(Foto: privat | Stand: 10.01.2022, 12:01 Uhr)