Viel Wind um den Regionalplan

Aufruf der UWG Bad Berleburg zur Beteiligung: Es geht uns alle an!

Bad Berleburg. (bwh) Im Dezember 2020 fiel der Beschluss des Regionalrates über den neuen Regionalplanentwurf mit dem Teilplan für den Märkischen Kreis, Kreis Olpe und den Kreis Siegen-Wittgenstein. Rund 5.500 Seiten später stellt die UWG Bad Berleburg viel Widersprüchliches fest. Windenergie, Naturschutzflächen, Siedlungsgebiete, Industriegebiete, Wasserflächen: All dies thematisiert der Regionalplan unter der Prämisse des Klimawandels und des Umweltschutzes und orientiert sich bei der neuen Flächenverteilung von eben diesen Gebieten an europäischen und nationalen Vorgaben, der sogenannten Raumordnung. Darin enthalten sind fixe prozentuale Anteile, wie die Raumfläche genutzt werden muss. Diese Werte spiegeln sich nun im neuen Regionalplan wider.

UWG möchte Naturparadies erhalten

„Bad Berleburg hat viel Fläche, wenig Einwohner, da kommen sie also hin“. Konkret bezieht sich die Fraktionsvorsitzende Marion Linde damit auf die 16 im Regionalplan vorgesehenen Windenergiebereiche für das Stadtgebiet Bad Berleburg. Werden die vorgesehen Flächen mit maximaler Produktivität ausgenutzt, ergibt sich eine Zahl von 162 bis 168 Windrädern, die zukünftig dem Landschaftsbild hinzugefügt werden könnten. „Natürlich wird es bis dahin noch einige Kompromisse geben und vermutlich werden nicht alle geplanten Gebiete realisiert. Aber danach dürfen wir uns auch nicht mehr Naturparadies am Rothaarsteig nennen“, so Horst Günter Linde, Mitglied im Bauauschuss. Schwer zu fassen: Die Windkraftanlagen sollen nicht in den im Teilplan vorgesehenen Naturschutzgebieten gebaut werden, es finden sich jedoch immer wieder eingezeichnete Areale am Rande dieser. So etwa liegt Meckhausen in einem zu schützenden Bereich, der Prenzenbergerkopf daran angrenzend stellt jedoch sogar den größten Windenenergiebereich im Stadtgebiet dar. Der Stadtverband positioniert sich klar für den Umweltschutz und macht deutlich, warum eben diese Windenergiebereiche weitaus mehr schaden als nützen: Fundamente ragen tief in den Boden, dazu kommt pro Windkraftanlage eine enorme Flächenversiegelung. „Es sind ja nicht nur die Windkraftanlagen selbst. Auch überdimensionale Anfahrts- und Servicewege fallen unter die Versiegelung. Wir haben hier unheimlich viele Quellgebiete. Im Zeichen der Trinkwasserknappheit ist es unverständlich, dass dadurch natürliche Wasserläufe unterbrochen werden“, so Marion Linde. „Hinzu kommt, dass die vorgesehenen Windenergiebereiche fast ausschließlich auf topographischen Plateaus platziert werden sollen.“

Quasi unsichtbar?

„Aus dem Regionalplan geht hervor, dass diese ‚nach 3 Kilometern gar nicht mehr wahrgenommen werden‘, sowohl akustisch als auch optisch. Bei einer Höhe von 220 Metern muss ich das leicht anzweifeln“, sagt Horst Günter Linde. Zum Vergleich: Alt Aue liegt auf ungefähr 440 Metern, das vorgesehene Gebiet bei der „Burg“ auf rund 540 Metern. Plus 220 Metern ergibt das einen Höhenunterschied von 320 Metern. Nach Aussagen der Fraktion wenig förderlich für ein Naturparadies. „Abstände zu Vogelhorsten wurden berücksichtigt, aber nur für bestimmte Arten. Der potenziell gefährdete Rotmilan muss schauen, wo er bleibt. Bei der Jagd schaut der nämlich nur nach unten“, erklärt Marion Linde. Zum Regionalplanentwurf kann sich, egal ob es sich um Windkraft, Naturschutzgebiete, Siedlungsflächen oder dergleichen handelt, jeder bis zum 30. Juni äußern – danach müssen auch Eigentümer von betroffenen Flächen dies so hinnehmen.

226 Verfahrensbeteiligte Interessenvertreter

„Die Städte wurden zu wenig eingebunden, im Dezember wurde die Kommunalpolitik davon überrollt“, führt Marion Linde weiter aus. Zeit war trotzdem genug, da ist sich die UWG-Fraktion einig, um die Bevölkerung zu informieren. Marion Linde macht klar: „Wir freuen uns, dass die Stadt Bad Berleburg die Bevölkerung auf den Social-Media-Seiten immer auf dem aktuellsten Stand hält. Hinsichtlich des Regionalplans wurde leider nichts kommuniziert, wobei dieses Thema einen exemplarischen Stellenwert für die Zukunft der Stadt hat – besonders der Stellenwert Naturparadies ist in Gefahr: Als Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt, als Erholungsraum und Idyll für uns Menschen. Viele Menschen wollen in die Natur. Hier ist noch welche vorrätig. Die Gefahr besteht, dass das wertvolle Gut, welches wir haben, noch zerlegt wird“.

(Grafik: Regionalplan Arnsberg/UWG Bad Berleburg | Stand: 21.05.2021, 16:19 Uhr)