Neue Sphären am Drumset

Schlagzeuger Jan-Patrick Wallentin spricht über seine Erfahrungen als Kulturschaffender in der Pandemie

Biedenkopf. (bwh) Ein steigender Puls kurz vor dem Betreten der Bühne, die Sekunden der absoluten Stille, um noch einmal jeden Drum durchzugehen. Für den Biedenkopfer Jan-Patrick Wallentin gehören diese Momente zu seinem Lebensgefühl. Der passionierte Musiker hat sich in seinen Anfangszeiten nicht nur als der Schlagzeuger der Band Silent Seven einen Namen in der Region gemacht, sondern ist mittlerweile überregional unterwegs und stand (oder besser saß) in den letzten Jahren mit international bekannten Künstlern auf der Bühne. Sein Talent am Drumset machte sich während der Pandemie bezahlt. Ein kurzer Rückblick: Der 29-Jährige spielte in der Vergangenheit rund 40 Shows jährlich – meist deutschlandweit und über die Grenzen der Region hinaus. Insbesondere in den Jahren 2018 und 2019 reihten sich die Highlights aneinander:

Große Bühnenluft geschnuppert

Zusammen mit dem amerikanischen Musiker mit lettischen Wurzeln LAUV stand Wallentin beim Radio Regenbogen-Award im Europa-Park auf der Bühne. Der gemeinsame Auftritt mit dem international bekannten Künstler, welcher durch den Chartstürmer „I like me better“ seiner Karriere Fahrt verlieh, war gleichzeitig für den Schlagzeuger ein Debüt in der Szene namhafter Musik- und Medienpromis. Die gigantische Bühnenshow ist eines der größten Highlights der deutschen Musikbranche und vergleichbar mit der 1LIVE-Krone. An diesem Abend teilte er sich die Bühne mit bekannten Größen wie Johannes Oerding, Wincent Weiss oder Nico Santos. Fast ein Heimspiel für Jan-Patrick Wallentin war der Auftritt vor 6.000 Zuschauern beim Hessentag in Korbach – auf der Planet Radio Party Attack war er der Drummer beim Auftritt von Zak Abel. Der Londoner mit dem Touch eines Filmstars vergangener Tage wird dank seines Feingefühls für Melodien und einer faszinierenden Rhythmik als der nächste Justin Timberlake gehandelt. Für Wallentin war es bislang einer der Shows mit dem größten Live-Publikum, auch wenn er in der Vergangenheit bei Auftritten in Wittgenstein und dem angrenzenden hessischen Hinterland schon einige hundert, wenn nicht gar tausend Besucher vor die Bühne lockte. Neue Sphären in der TV-Welt erreichte der Drummer mit einer Aufzeichnung für eine Live-Show im ZDF: 2019 performte er mit der britischen Künstlerin Natasha Bedingfield Songs wie „Unwritten“ oder „Everybody come together“.

Der große Blitzeinschlag

Und nun kam Corona wie ein unerwarteter Stromausfall beim Gig – der Terminkalender für 2020 war bereits mehr als gefüllt. „Einige meiner Freunde und Bekannte aus der Kulturszene stecken aktuell in großen Schwierigkeiten. Mir ist bewusst, dass Existenzen gefährdet und zerstört werden, die Kulturbranche leidet wie noch nie“, berichtet der 29-Jährige aus Erfahrung. Auftritte wurden abgesagt, Anfragen und neue Projekte wurden erst einmal auf Eis gelegt. Daher überrascht seine Aussage „Corona kam für mich zum richtigen Zeitpunkt“ ein wenig. Es bot sich für ihn eine Möglichkeit zum Durchschnaufen, liegen gebliebene Dinge erledigen und neue Prioritäten für seine musikalische Zukunft zu setzen. Ihn erreichten viele Fragen, weil nicht mehr viel von ihm zu hören sei. Ist es aber – wieder. Die Leidenschaft strömt weiter in seinen Adern, neuer Tatendrang und Enthusiasmus lenkten ihn in neue Projekte.

Cover mit The Voice-Talent

Die Musik produziert sich in diesen Zeiten anders als sonst – Tonspuren wurden über WhatsApp, E-Mail und Dropbox ausgetauscht. Der Cover-Song „Wear your mask“ in Anlehnung an den Song von P!NK „Raise your glass“ entstand in Kooperation mit Lorena Daum, welche im Team von Samu Haber und Rea Garvey in der vergangenen Staffel von The Voice of Germany nach wenigen Momenten mit ihrer Stimmgewalt den Drummer begeistert hat. „Irgendwann habe ich sie einfach mal über Instagram angeschrieben, sie war sofort begeistert von der Idee“ – Pragmatik vom feinsten. Seit dem vergangenen Jahr arbeitet Jan-Patrick Wallentin an Drumcovern, den Originalsong vertont er mit seinem Stil des Schlagzeugs. Das Thema Recording war wie geschaffen für die auftrittsfreie Bühnenzeit, in Eigenregie produzierte er das Video zu seinem Cover von „Kings & Queens“ von Ava Max. Wenig verwundert fand auch Netflix in seinen Alltag Einzug. Die Dokumentation „Wie ein Fremder“ über das deutsche Popwunder Roland Meyer der Voltaire begeisterte Wallentin so, dass er prompt zu seinem Song „Home“ im Northroad Recording Studio in Breidenbach ein Drumcover aufnahm – mit Unterstützung des Inhabers Nils Enners und Janek Adelhelm. Nicht lange auf sich warten ließ das Feedback vom Künstler höchstselbst. „Roland Meyer de Voltaire hat das Video einige Male auf seinen Social-Media-Seiten geteilt“ ist ein großes Lob. Ein weiteres Drumcover steht kurz vor der Veröffentlichung auf seinen Social Media-Seiten. Jan-Patrick Wallentin möchte dennoch bald wieder auf der Bühne stehen, egal ob in der Region oder weit über die Grenzen hinaus. Musik verbindet wie kein zweites Element die Menschen und schafft Hoffnung, Leidenschaft und Liebe.

(Foto: Radio Regenbogen | Stand: 16.04.2021)