Erndtebrück würdigt Einsatz für die Umwelt

Verleihung des Klimaschutzpreises - mit wenig Aufwand wurde Großes bewegt

Erndtebrück. Die Gemeinde Erndtebrück hat in den vergangenen Tagen die Preisträger des Klimaschutzpreises 2020 für die nachhaltigen und zukunftsweisenden Projekte gewürdigt.

Platz 1: Reparatur-Café Erndtebrück

„Der Grundgedanke steckt schon im Namen: Reparatur-Café.“ leitet Friederike Oldeleer in das Konzept des Projektes ein. In den Räumlichkeiten des AWO Seniorenheimes in Erndtebrück wurde an fünf Terminen getestet, repariert und geschraubt – bis zur Funktionstüchtigkeit. Während zunächst nur Elektro-Reparaturen angeboten wurden, erweiterte sich das Konzept nach und nach durch die Möglichkeit von Näh-, Holz, sowie Fahrradreparaturen. Unterstützt wird die zelebrierte Kultur des Reparierens von ehrenamtlichen Helfern, die jeweils ihr ganz persönliches Knowhow mitbringen. „Es gibt allerdings auch Menschen, die zu uns kommen, ohne etwas zu reparieren. Neben dem ‚voneinander lernen‘ gibt es hier immer auch Raum für Gespräche und natürlich auch Kaffee und Kuchen“ berichtet Frau Oldeleer weiter.


Bürgermeister Henning Gronau ist begeistert. „Das Projekt bedient vielschichtige Aspekte: neben Ressourcenschonung, Wertschätzung von Geräten und Gegenständen und der Wissensweitergabe hat es aber vor allem auch sozialen Charakter!“ Klimaschutz und öffentliche Gesellschaft gehen hier Hand in Hand. Dies ist nur einer der Gründe, warum das Kooperationsprojekt von Wittgenstein im Wandel und dem AWO Quartiersmanagement durch die Westenergie AG und die Gemeinde Erndtebrück mit dem ersten Platz des Klimaschutzpreises ausgelobt wurde.

Friederike Oldeleer berichtet von Erfahrungen vor Ort: „Etwas zu reparieren gibt dem Menschen ein selbst-ermächtigendes Gefühl.“ Verstehen, sich austauschen und etwas voneinander lernen, das sind einige der gesellschaftlichen Ziele des Reparatur-Cafés. Fünf Mal hat das Reparatur-Café, bis zum Ausbruch der Pandemie stattgefunden und kann auf eine Vielzahl erfolgreicher Momente zurückblicken. In insgesamt 15 Stunden Reparatur-Zeit wurden 66 Reparaturversuche unternommen, von denen mehr als 36 erfolgreich waren. Gegenstände zu reparieren macht in dieser Gemeinschaft nicht nur Spaß, es verlängert den auch den Lebenszyklus des Gegenstandes, spart dadurch Ressourcen ein und letztlich gewinnt ein Gegenstand, dem eigenhändig neues Leben eingehaucht wurde natürlich auch an persönlichem Wert. Findige Reparateure, Anpacker, Organisationstalente oder Menschen mit funktionslosen Geräten können sich gerne bei Frau Oldeleer melden: 02759/214 9560 oder wittgensteinimwandel@web.de.

Platz 2: Natur- und Umweltbildung in der Grundschule Erndtebrück

„Es summt und brummt um die Grundschule Erndtebrück“ und nicht nur das, an diesem Ort geht es bereits für die ganz Kleinen tief hinein in den Umwelt- und Naturschutz. Wichtigen Fragen wird hier tagtäglich auf den Grund gegangen: „Müll – Wo kommt er her, wo geht er hin?“ oder „Obst und Gemüse, wo wächst es?“. Erziehung zur Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Faktor, vor allem bei den älteren Grundschulkindern. Auch aktuelle Themen, wie der Wald, werden in der Grundschule der Edergemeinde bei der Wurzel gepackt.


Wichtig bei der Natur- und Umweltbildung ist es auch, mit einfachsten Mitteln einen guten Beitrag zu schaffen. Ein Beispiel hierfür: Nistmöglichkeiten für Insekten. Schon durch das Recycling einer Konservendose, die mit Bambus, Stöcken oder Schilf gefüllt wird, entsteht ein neuer Lebensraum für Insekten. Die Grundschule setzt sich dafür ein, den Schülerinnen und Schülern auf vielfältige Weise einen Zugang zur Natur und zum nachhaltigen Umgang mit ihr zu vermitteln. Ein großartiges Engagement, welches durch die Jury des Klimaschutzpreises mit dem zweiten Platz gewürdigt wurde.


Die Erstellung eines Blühstreifens an einem Wiesenrand der Grundschule könnte sowohl ein gemeinsames Projekt, als auch ein Beobachtungsort für viele Lebewesen und Pflanzen werden und rundet die vielseitigen, umweltfreundlichen Projekte der Grundschule somit ab.

Platz 3: Lebensraum für Wildtiere

Zugegeben, ein Gewerbegebiet ist nicht gerade der Ort bei dem man an Klimaschutz oder den Einsatz für die Umwelt denkt. Durch die Bebauung von Gewerbegebieten büßt die Umgebung im Normalfall natürliche Flächen ein. Hier werden moderne Fertigungsmöglichkeiten und wichtige Arbeitsplätze geschaffen, die nachteiligen Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen sind der Geschäftsleitung der Kuhn und Kaiser GmbH jedoch bewusst. Daher war es für die Geschäftsführer Jürgen Latt und Andreas Kaiser und den Produktionsleiter Andreas Becker eine logische Konsequenz Lebensraum zurück zu geben. In einer ersten Maßnahme wurden Grundstück und Betriebsgelände, der seit 6 Jahren im Industriegebiet Schameder ansässigen Firma, mit Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse ausgestattet. Da die meisten modernen Industriegebäude durch effiziente Bauweise kaum über Spalten und Hohlräume verfügen, wurden gezielte Nist- und Bruträume für Stare und Meisen und sogar für einen Turmfalken angebracht. Dass diese von Kleinvögeln gut angenommen wurden und auch in diesem Jahr wieder bewohnt sind, berichtet Andreas Kaiser mit großer Freude.


Die zweite große Maßnahme des Projektes befindet sich am Randbereich des Betriebsgeländes, an dem ein Heckenstreifen mit heimischen Blüh- und Futtersträuchern angelegt wurde. „Die Fläche bietet sich an. Um das Industriegebiet herum gibt es große Wiesenflächen und Waldbereiche“ berichtet Herr Becker zu dem Gebiet, das nun als Deckungsmöglichkeit und Futterstelle für Kleinsäuger, wie Eichörnchen, Hasen und Mäuse hergestellt wurde. Dabei lobt Andreas Becker die Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises: „Sowohl die Beratung als auch die Begleitung des Projektes war sehr unterstützend und zielführend“. 120 regionale Sträucher, wie roter Hartriegel, Haselsträucher, Weißdorn oder Apfelbeere wurden auf Empfehlung der Behörde auf den Wall im hinteren Bereich des Betriebes gepflanzt.

„Unser Ziel war es, mit einfachsten Mitteln viel zu bewegen. Mit dieser Projektidee möchten wir zeigen, dass Klimaschutz nicht immer nur durch großen finanziellen Einsatz möglich ist.“ berichtet Geschäftsführer Andreas Kaiser. „Uns war es wichtig, dass wir den heimischen Tieren trotz der Flächennutzung durch unsere Gebäude wieder Raum bieten. Nach der einmaligen, gezielten Bepflanzung geben wir im hinteren Bereich Freiraum zur natürlich Entfaltung.“ bestätigt auch Geschäftsführer Jürgen Latt. Erste Hasen und Rehen wurden bereits auf dem Firmengelände gesichtet. Bürgermeister Henning Gronau ist beeindruckt: „Das Projekt schafft eine Balance zwischen Unternehmenskultur und Umweltgedanken. Das Projekt ist deshalb so stark, weil es gesteuert Naturraum zurück gibt und so ein Gleichgewicht schafft.“

(Foto: Gemeinde Erndtebrück | Stand: 13.04.2021)