Schulgong ertönt ab Montag wieder im Klassenzimmer

Bad Laaspher Schulen über Probleme und den Sprung zwischen Homeschooling und Präsenz

Bad Laasphe. (bwh) „Die Infektionslage ist weiterhin angespannt“, hieß es am Donnerstagabend von Landrat Andreas Müller. Nun steht fest: Der Präsenzunterricht in der Sekundarstufe I und II bleibt vorerst bis zum 25. April untersagt, gleiches gilt neuerdings für Primarschulen. Die Abschlussklassen sind von dieser Regelung ausgenommen Mit organisatorischen Höchstleistungen befasst sind derzeit die Schulen im Altkreis. Bei der letzten Sitzung des Schulausschusses der Stadt Bad Laasphe Ende März berichteten die Schulleiter der städtischen Schulen über den Unterrichtsalltag der letzten Wochen, das Homeschooling und die Herausforderungen – als Sprachrohr stellvertretend für die anderen Schulen in Wittgenstein und ein Sinnbild für die derzeitige Lage im deutschen Bildungssystem. Nach dem Übergang zum Wechsel- / Präsenzunterricht im Februar ist das jetzige Fazit aussagekräftiger, die Schulen berichten über ihre Erfahrungen.

Präsenz da reduziert, wo es möglich ist

Das Städtische Gymnasium befindet sich im Spagat zwischen Präsenz- und Distanzunterricht, Präsenztage wurden aufgrund der hohen Inzidenz auf das Nötigste reduziert. Mit der Plattform Microsoft Teams wird den Schülerinnen und Schülern zumindest eine hervorragende digitale Lernplattform geboten. Die Verteilung von Hausaufgaben, Referaten, Lerntagebücher und Tests sind keine Problematik mehr, zu verdanken ist dies auch den Fortbildungen für Lehrer und Eltern. „Die Dauer der Videokonferenzen variieren, um so eine Überbelastung der Kinder am Computer zu vermeiden“, schreibt Schulleiterin Corie Hahn. Für die Q2 stehen nach den Osterferien die Abiturprüfungen an, vorbereiten konnten sich die Prüflinge zuvor im Präsenzunterricht. Gleiches gilt für die Leistungskurse der Q1, die Klassen 5 bis 9 sind einmal pro Woche in der Schule anwesend. Eine wichtige Rolle in der Pandemie übernehmen die Reinigungskräfte, welche stetig gefordert sind, Räume, Tische, Stühle und Griffe zu desinfizieren. „Möglichkeiten zur Desinfektion und Hygiene mussten aus eigenen Schulmitteln bezahlt werden. Das Land hat dem Schulträger keine adäquaten Mittel zugewiesen“, bemängelt Hahn.

Grundschulen als Pandemie-Blitzableiter

Mit gemischten Gefühlen wird der Zustand in den Grundschulen betrachtet. „Im Großen und Ganzen ist die Situation gut beherrschbar“, schreibt Schulleiterin der Banfetalschule Christa Thomä-Hinn, „mich sorgt die enorme Arbeitsbelastung unserer Lehrkräfte. Zeit für private Dinge bleibt kaum, da man mit der Vorbereitung auf Distanz- und Präsenzunterricht zweigleisig fährt.“ In der Banfetalschule befindet sich die Hälfte der Klasse im Präsenzunterricht, die andere Zuhause im Homeschooling. Ähnlich sieht es bei der Grundschule Bad Laasphe aus, alle Schülerinnen und Schüler 12 Stunden in der Woche Präsenzunterricht, zusätzlich gibt es Notgruppen. Schulleiter Andreas Lachmann macht aufmerksam, dass die Notgruppen in ihrer Größe deutlich gewachsen sind, da einige Kinder die Arbeit zuhause nicht umsetzen konnten. Die Lern-Infrastruktur ist an beiden Standorten der Grundschule gut durchdacht und funktioniert, die Kinder werden Zuhause mit Arbeitsmappen und Materialien sowie mit Videokonferenzen unterrichtet. Strukturen in der Präsenz sind klar mit Einbahnstraßen und Hygieneordnung geregelt. Lehrkräfte sind telefonisch immer erreichbar. „Sobald eine Kollegin oder ein Kollege erkrankt, ist große Not“, ist das ernüchternde Bild, dass die derzeitige Lage abgibt. Die Lernstoffvermittlung im Homeschooling funktioniert auch in Banfe gut. Wegbegleiter sind Tablets und die ANTON-App, worüber Aufgaben versandt und Feedback gegeben werden können. Für Kinder und Eltern kommunizieren per Videokonferenz, E-Mail oder das Telefon.

Latente Auswirkungen zeigen sich nach und nach

Anders sieht es an der Lachsbachschule aus. „Online-Unterricht bleibt Zukunftsmusik, die Schulausstattung mit digitaler Infrastruktur ist am Beispiel des instabilen WLANs mehr als unzureichend“, so Schulleiterin Claudia Hammer-Kaltenbrunner. Die große Herausforderung, die nun auf die Schulen zukommen, begründen sich weniger in den physischen Faktoren, sondern betreffen die seelische Seite der Kinder. „Zwar können die Kinder Pläne abarbeiten, selbstständiges Denken und Arbeiten haben viele aber wieder verlernt. Soziale und emotionale Störungen häufen sich leider“, heißt es von der Grundschule Bad Laasphe. Konsequentes Abstandhalten sei bei unteren Klassenstufen pädagogisch fragwürdig und organisatorisch in der Gesamtheit unmöglich ist das Fazit von Thorsten Denker, dem Schulleiter der Feudinger Grundschule. Ironischerweise halten sich Schülerinnen und Schüler oftmals besser an Hygieneregeln als die Eltern, die ihr Kind auf dem Weg zur Schule begleiten. Es wird deutlich, dass die Schullandschaft durch die Pandemie von deutlichen Wunden gekennzeichnet ist. Grundsätzlich funktioniert die Lernstoffvermittlung gut, insbesondere auf weiterführenden Schulen wie dem Städtischen Gymnasium hat sich der provisorische Alltag gut eingespielt. Für die Schülerinnen und Schüler ohne grundlegendes Wissens- und Kompetenz-Back-Up in den Grundschulen ist die Tragweite der monatelangen Unsicherheit noch nicht absehbar. Die Zeit nach den Osterferien wird wohl die Ungewissheit in die Verlängerung schicken.

(Foto: Städtisches Gymnasium Bad Laasphe | Stand: 09.04.2021)