Positive Bilanz der Wisent-Welt für 2020

Besucherzahlen überraschen trotz Schließungen - Hohe Schälschäden bei frei lebender Herde

Wingeshausen. Bernd Fuhrmann sagt: „Es war sehr bedauerlich, dass die Menschen für einen längeren Zeitraum wegen der Corona-Auflagen nicht in das Besucherareal kommen konnten. Auch im Naturerlebniszentrum konnten wir viele Angebote wegen der Kontaktbeschränkungen nicht aufrecht erhalten, und schließlich war die die Wisent-Erlebnisausstellung mehrere Wochen nicht zugänglich.“ Dennoch ist das Projekt natürlich weitergegangen. Der Vereinsvorsitzende erklärt: „Die frei lebende Herde hat sich hervorragend entwickelt, sie fühlt sich sehr wohl im Rothaargebirge. Das Besucherareal hatte – trotz der Zugangsbeschränkungen – insgesamt einen hohen Zuspruch. Und wir konnten wichtige Projekte – wie die Fanganlage – realisieren.“

Frei lebende Herde

Die frei lebende Herde im Rothaargebirge hat sich auch im vergangenen Jahr gut entwickelt. Sie bestand zum Jahresende aus ca. 26 Wisenten. 23 davon sind bereits in Freiheit geboren. Insgesamt konnten im Jahr neun Geburten verzeichnet werden, zwei Tiere wurden in Folge von Verletzungen oder Schwäche erlöst. Die Größe der Herde kann nicht immer exakt beziffert werden, da es sich schließlich um Tiere handelt, die sich frei und nicht immer sichtbar bewegen. Im vergangenen Jahr sind aus der frei lebenden Herde vier Jungbullen entnommen worden. Diese von Beginn des Artenschutzprojektes an mit eingeplante Maßnahme ist zum Erhalt der Gesamtpopulation erforderlich. Die Entnahme von Tieren aus der Gruppe erfolgte aus genetischen Gründen zur Vermeidung von Inzucht und somit zum gesunden Erhalt der Herde insgesamt. Im vergangenen Jahr hat die Weltnaturschutzunion IUCN den Wisent neu eingestuft – und zwar von Kategorie 3 „gefährdet“ zu „potenziell gefährdet“. „Das werten wir auch als Erfolg unserer Arbeit“, sagt Johannes Röhl vom Wisent-Vorstand. Denn der Wisent-Verein hat – wie viele andere Organisationen weltweit auch – dazu beigetragen, die Population weltweit zu erhalten und zu stärken.  Im Zusammenhang mit der frei lebende Herde gab es 2020 einen Zwischenfall, bei dem ein Hund zu Tode kam. Der Wisent-Verein empfiehlt daher auch nachdrücklich, einen Abstand von mindestens 50 Metern zu Wisenten einzuhalten.  

Schälschäden   

Auch für das Jahr 2020 sind dem Wisent-Verein durch die frei lebende Herde verursachte Schälschäden an Bäumen gemeldet worden. Unabhängige Schätzer haben die Meldungen geprüft. In Folge dessen hat der Wisent-Verein geschädigten privaten Waldeigentümern zeitnah Schäden in Höhe von insgesamt  65.000 Euro erstattet. Dafür steht ein Schadensfonds zur Verfügung. Dieser wird aktuell vom Land Nordrhein- Westfalen, dem Wisent-Verein, dem Kreis Siegen-Wittgenstein und der Umweltstiftung WWF Deutschland mit bis zu 50.000 Euro jährlich aufgefüllt. Alles was über diese Summe hinausgeht, wird von einer entsprechenden Versicherung übernommen.

Erfreuliche Besucherzahlen


„Dennoch haben sich die Besucherzahlen angesichts dieser massiven Einschränkungen sehr erfreulich entwickelt“, bilanziert Klaus Brenner vom Wisent- Vereinsvorstand. So kamen 2020 – trotz der insgesamt mehr als 15-wöchigen Schließung – rund 31.000 Besucherinnen und Besucher zur zweiten Herde des Wisent-Projektes. „Das größte Interesse haben wir im Monat Juli festgestellt“, berichtet Klaus Brenner. Da waren es alleine 5.466 Gäste. Der Oktober war der zweitstärkste Monat mit 4.705 Besuchern. 5.195 Gäste der „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ legten die der SauerlandCARD und 584 die WinterbergCARD beim Ticketkauf vor. Seit der Eröffnung im Herbst 2012 kommen im Jahresdurchschnitt regelmäßig mehr als 30.000 Besucherinnen und Besucher in die „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“. Im Rekordjahr 2019 zählte der Wisent-Verein knapp 35.000 Gäste. In der Wisent-Wildnis am Rothaarsteig lebten Ende 2020 insgesamt elf Wisente. Im Juli war mit Zac ein neuer fünf Jahre alter dominanter Bulle hinzugekommen. Seine Aufgabe ist es, die die genetische Vielfalt der Wisent-Population in der „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ zu sichern. Im Besucherareal waren 2020 insgesamt drei Kälbchen – zwei Bullen und eine Kuh – geboren worden.  Fanganlage im Besucherareal  Im Besucherareal „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ ist im Herbst 2020 eine Fanganlage fertiggestellt gestellt worden. Dies geschah mit großer Unterstützung vieler freiwilliger Helferinnen und Helfer. So konnte das Projekt binnen weniger Wochen vollendet werden. Maßgeblich zur Finanzierung der Anlage hat der Naturefund mit Sitz in Wiesbaden beigetragen – und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Organisation halfen auch vor Ort tatkräftig mit Die Fanganlage dient dazu, Wisente insbesondere bei tiermedizinischen Eingriffen sowie bei Vorbereitungen und Durchführungen sowie bei der Logistik von Tiertransporten bestmöglich behandeln und betreuen zu können, im besten Fall ohne sie in Narkose versetzen zu müssen.

(Foto: Wisent-Welt Wittgenstein e.V. | Stand: 16.03.2021)