Berghausen. Es war wohl das Highlight des Wochenendes in Wittgenstein. Und wohl auch darüber hinaus. Denn aus ganz Westfalen kamen Schützinnen und Schützen, und vor allem Schützenkönige und -königinnen nach Berghausen, um aus ihrer Mitte einen neuen Landesschützenkönig zu ermitteln. Doch bevor es ans Schießen gehen konnte, mussten noch wichtige Formalitäten erledigt werden. Denn zunächst stand noch die Delegiertenversammlung an, bei der die Nachfolge von WSB-Präsident Dieter Rehberg bestimmt wurde.
Rehberg hat seit Jahren das Geschehen im Schützenkreis mitgestaltet. Seit 2001 als Vizepräsident des WSB und seit 2017 dann als Präsident. Zu seinem emotionalen Abschied wurde er für seine Arbeit und sein Engagement geehrt. Ehrengäste wie Bundestagsabgeordnete Luiza Licina-Bode und Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach haben Ihre Begeisterung von Rehbergs Arbeit zum Ausdruck gebracht. Auch Andrea Milz, die Nordrhein-Westfälische Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, hat zufrieden auf die Zusammenarbeit mit Rehberg zurückgeschaut. Der Vizepräsident des Landessportbundes, Diethelm Krause, hat ihm für seine Arbeit die goldene Ehrennadel überreicht. Zahlreiche Ehrengäste reihten sich in den Lobgesang auf Dieter Rehberg ein. Für sein Engagement wurde er zum Ehrenpräsident des WSB ernannt.
Und auch, wenn er nun die Verbandsuniform an den Nagel hängt, ist er doch aus dem Schützenwesen nicht wegzudenken. Denn als weiteres Geschenk bekam er von Hendrik Wahl, dem Vorsitzenden seines Heimatvereins in Berghausen, seine Vereinsuniform.
In Rehbergs zweifelsfrei große Fußstapfen wird jetzt Dr. Maik Hollmann treten. Der Bielefelder wurde von den Delegierten einstimmig zu seinem Nachfolger gewählt.

Landesschützenkönig kommt aus Erndtebrück

Am Samstag wurde dann auf den Vogel angelegt. Ein Besonderheit, die in Wittgenstein zwar Tradition hat, aber bei einem Westfälischen Schützentag erstmals vorkommt. Der Festzug, der dafür am Sportplatz antrat, zog sich durch ganz Berghausen und endete dann in der Krimmelsdell. Ein wahres Highlight, denn mit zahlreichen Vereinen war dieser Festzug so lang, wie sonst kaum einer. Entsprechend voll war das Festgelände in der Krimmelsdell. Schützinnen und Schützen, Vereinsfunktionäre, Schützenkönige und -königinnen und natürlich Besucherinnen und Besucher. Und alle Augen waren auf den hölzernen Vogel gerichtet.
Die Treffsicherheit der Schützinnen und Schützen wurde schon längst unter Beweis gestellt. Denn sie alle sind die Schützenkönige und Schützenköniginnen ihrer Heimatvereine. Und nun bewarben sie sich um die Königswürde des Westfälischen Schützenbundes. Gefallen ist der Vogel noch, bevor er komplett gerupft wurde. Denn mitsamt eines Flügels wurde er dann von Uli Feige von der Stange gerissen. Mit der Startnummer 45 konnte sich der Erndtebrücker dann als Landesschützenkönig hochleben lassen. Diese Zahl hat wohl etwas Besonderes: bereits zwei mal wurde Feige Schützenkönig des Schießvereins Erndtebrück e.V. 1911. Beide Male mit der Startnummer 9. Das erste mal im Jahr 2009. Und es hat nicht lange gedauert, bis er darauf hingewiesen wurde, das die Quersumme seiner jetzigen Startnummer ebenfalls 9 ergibt. Ebenso die Quersumme der Zahl 108. So viele Schützinnen und Schützen sind angetreten, um den hölzernen Aar von der Stange zu holen. Also Gute Vorzeichen für Feige.
Dieser konnte sich natürlich auch auf gute Vorarbeit seiner Konkurrenz verlassen. Denn bei so vielen Schützinnen und Schützen, die alle schon einen Titel geschossen haben, treffen natürlich die meisten Schüsse recht gut. Mit seinem zweiten Schuss konnte er dann den Vogel erlegen. Was nicht ganz einfach ist, denn ein Gewehr verzieht sich leicht, wenn es heiß geschossen ist. „Mir wurde gesagt, das Gewehr zieht etwas nach links“, sagte Feige. „Ich musste also etwas nach rechts zielen.“ Und damit war er erfolgreich.
Doch erst Sonntag konnte er so richtig realisieren, was ihm da gelungen ist. Und das wurde ihm auch deutlich gemacht. Sein Handy verstummte am Sonntag nicht. „Ich kann mich kaum vor den Nachrichten Retten!“ freut sich Feige. Besonders gefreut hat er sich auch über die Glückwünsche von Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau, der ihm wie schon nach dem Vogelschießen in Erndtebrück sofort gratuliert hatte. „Ich bedanke mich bei meiner Familie, die ich über alles Liebe, und bei meinen Schützenschwestern und Schützenbrüdern, die sich so für mich gefreut haben“, verrät er merklich gerührt. Der Plan war für ihn von Anfang an klar: „Wenn der Schützentag schon in Wittgenstein stattfindet, muss das Ding auch in Wittgenstein bleiben.“ Und das ist ihm gelungen. Die Ts in Wittgenstein stehen offenbar für Talent, Titel und noch mehr Talent.
Die nächste Station steht für ihn auch schon fest. Denn als Landesschützenkönig kann er jetzt im kommenden Jahr am Bundeskönigsschießen in der Nähe von Bremen teilnehmen. Dafür werden ihm mit Sicherheit zahlreiche Daumen gedrückt.

Bildunterschrift: Er darf in Zukunft als Landesschützenkönig den Westfälischen Schützenbund repräsentieren: Uli Feige (2. v. r.).

(Foto: privat | Stand: 18.10.2023, 12:00 Uhr)