Wingeshausen. Um allen Missverständnissen vorzubeugen: Der Geistliche, von dem es im Frühjahr in Aue hieß, dass er nach Hattingen strafversetzt werde, war eine Kunstfigur aus einem Theaterstück. Die örtliche Laienspielgruppen hatte diese Anspielung in ihre Komödie eingebaut, nachdem sie erfahren hatten, dass ihr Pfarrer die Evangelisch-Reformierte Kirchengemeinde Wingeshausen in Richtung Ruhrgebiet verlassen werde. Am Sonntagnachmittag wurde Thomas Janetzki jetzt wirklich in einem Gottesdienst in der Wingeshäuser Kirche verabschiedet. Nicht wegen einer Strafversetzung, sondern weil er seiner Ehefrau, der Pfarrerin Simone Conrad, hinterherzieht, die Wittgenstein bereits am Jahresanfang verlassen hatte. Thomas Janetzki übernimmt schon seit Anfang September als Pfarrer Vertretungsdienste in den Kirchenkreisen Hagen, Hattingen-Witten und Schwelm.

In der Wingeshäuser Kirche gab es jetzt kaum noch einen freien Platz, rund 180 Menschen hatten sich auf den Weg hierher gemacht: darunter ganz viele Gemeindeglieder aus der Wingeshäuser, aber auch aus der Birkelbacher und der Raumländer Kirchengemeinde, Wittgensteiner und Hochsauerländer Kolleginnen und Kollegen von Thomas Janetzki sowie Verwaltungs-Mitarbeiter des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein. Den Gottesdienst begleitete Alex Klose gewohnt schwungvoll an der Orgel. Zum letzten Mal hielt an diesem Nachmittag Thomas Janetzki als Wingeshäuser Gemeindepfarrer eine Predigt. Dabei zog der 62-Jährige den Vergleich zu einem Lotsen, der nach seinem Dienst das Schiff verlässt. Mit dem Hinweis, dass Gott als Kapitän in jedem Fall an Bord bleibe, nahm Kerstin Grünert dieses Bild auf. Als Synodal-Assessorin des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein und in Vertretung von Superintendent Peter-Thomas Stuberg verabschiedete die Erndtebrückerin Thomas Janetzki aus dem Dienst in Wittgenstein. Sie erinnerte daran, dass er neben seinen 22 Jahren als Wingeshäuser Gemeindepfarrer auch zehn Jahre im Nominierungsausschuss und 13 Jahre im Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Wittgenstein mitgearbeitet habe. Außer Kerstin Grünert gab die Wingeshäuser Presbyteriums-Vorsitzende Petra Beuter dem scheidenden Pfarrer ein Segenswort mit auf den Weg.

Vielen Menschen waren es am Sonntagnachmittag wichtig, sich von ihrem Gemeindepfarrer Thomas Janetzki zu verabschieden, der Wittgenstein bereits verlassen hat.

Dem Gottesdienst schloss sich ein gemütliches Beisammensein im benachbarten Gemeindehaus an. Viele der Gäste blieben. Stefanie August, Jan-Philip Becker und Ingo Hackler sorgten als PeelSound für Musik, neben heißen und kalten Getränken sowie Schnittchen und Kuchen gab es hier nochmal sechs Abschieds-Grußworte. Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann wühlte ganz tief in seiner Erinnerung: Schon als Stadtjugendpfleger sei er vor vielen Jahren beindruckt gewesen, wie selbstverständlich Jugendliche ihm damals von LAN-Partys im Wingeshäuser Gemeindehaus erzählt hätten, die man dort problemlos habe feiern können. Für Rat und Verwaltung sowie im Namen der Ortsvorstehrinnen von Aue und Wingeshausen bedankte sich Bernd Fuhrmann bei Thomas Janetzki. Die Gleidorfer Pfarrerin Ursel Groß dankte im Namen des Kirchenkreises-Solidarraums Berleburg-Sauerland dem Kollegen, Sebastian Fischer für die Feuerwehr von Aue-Wingeshausen dem Notfall-Seelsorger, Barbara Lenz-Irlenkäuser für das Diakonische Werk Wittgenstein dem Gemeindepfarrer, Worte des Dankes kamen auch von den Vereinen der Dörfer und von Kerstin Grünert. Und von Kirchmeister Dietmar Beuter für das gesamte Mitarbeitenden-Team der Wingeshäuser Kirchengemeinde: „Du warst einer von uns“ und für die neue Aufgabe gab er Thomas Janetzki mit auf den Weg ins Ruhrgebiet: „Bleib wie du bist!“

Bildunterschrift: Synodalassessorin Kerstin Grünert verabschiedete am Sonntagnachmittag in der Wingeshäuser Kirche mit dem örtlichen Presbyterium Gemeindepfarrer Thomas Janetzki.

(Fotos: privat | Stand: 16.10.2023, 10:23 Uhr)