Raumland. Auch wenn die beiden Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein sich im neuen Jahr zum gemeinsamen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein vereinigen, so werden auch künftig die beiden Bezirksverbände der Frauenhilfen in dem neuen Kirchenkreis getrennt bleiben. Das haben deren Vorstände beschlossen: Zum einen wollen sie damit allzu lange Wege vermeiden, zum anderen unterscheidet sich die Frauenarbeit in beiden Gebieten ganz beträchtlich. Das wurde jetzt bei der Mitgliederversammlung des Wittgensteiner Bezirksverbands deutlich. Rund 40 Frauen hatten den Weg ins Raumländer Gemeindehaus gefunden. Darunter Erika Denker, Vorsitzende des Siegerländer Bezirksverbands. Sie gab in einem beeindruckenden Vortrag Einblick in die Frauenarbeit auf der anderen Seite von Sieg- und Ederquelle: „Wir haben im Siegerland vor fast 15 Jahren begonnen, sozial-diakonische Projekte aufzubauen. Wir nennen es ‚Alte Frauenhilfe in neuem Gewand‘.“Ein halbes Dutzend solcher Projekte stellte sie ihren Zuhörerinnen vor, weil diese den Wittgensteinerinnen nicht so geläufig oder teilweise auch komplett unbekannt waren. Bei „Zeitpaten – mehr Zeit für Kinder“ schenken derzeit 35 nicht-verwandte Erwachsene jeweils einem Kind über einen festgelegten Zeitraum einmal pro Woche oder alle zwei Wochen verlässlich Zeit, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Auch bei „Starthilfe – Zeit stiften für junge Mütter“ geht es um ehrenamtlich gewährte Zeit. In diesem Fall unterstützen Frauen junge Mütter ein- bis zweimal wöchentlich für einige Stunden, um den Start in ein neues Leben mit einem Baby zu erleichtern. Auch hier engagieren sich 35 Ehrenamtliche. Darüberhinaus ging es um die Angebote „Frühe Hilfen für geflüchtete Frauen und ihre Kinder“, „Der Laden – Kleidung und mehr“, „Tamar – Prostituierten- und Ausstiegsberatung für Frauen und Mädchen in Südwestfalen“ sowie „Hallo Hanna“, einen Telefon-Besuchsdienst bei einsamen Menschen, der auch wegen der Corona-Pandemie 2020 entstanden war.Vor allem bei den ersten beiden Projekten wären die Siegerländerinnen dankbar, wenn die Wittgensteinerinnen künftig solche Angebote in einer ähnlichen Form machen könnten. Denn die Zeitpatenschaften werden schon länger vom Landkreis Siegen-Wittgenstein mit Geld unterstützt, bei der Starthilfe steht ebenfalls eine solche finanzielle Förderung an. Dabei wäre es dem kommunalen Kreis für so eine Unterstützung wichtig, dass die konkreten Offerten überall im Kreisgebiet angeboten würden, erläuterte Erika Denker ihren Zuhörerinnen. Das Vortrags-Manuskript findet sich auf der auf der Homepage des Wittgensteiner Kirchenkreises. Einerseits schwer beindruckt, andererseits ein wenig eingeschüchtert von dem großen Engagement der Siegerländer Frauenhilfen, äußerten die Wittgensteinerinnen bei der Mitgliederversammlung zunächst einmal zahlreiche Bedenken, auch wenn in einigen Nachfragen ein Interesse an der Arbeit klar spürbar war. Erika Denker versuchte deshalb, Ängste zu zerstreuen. So seien die Ehrenamtlichen, die sich hier engagierten, oftmals selbst gar nicht in der Frauenhilfe. Ganz gezielt sprechen die Frauenhilfs-Frauen in ihren Orten jetzt Menschen an, die zwar nicht in den Frauengruppen sind, von denen sie aber denken, dass diese möglicherweise bei den Zeitpatenschaften oder der Starthilfe mitmachen würden. Und so gibt es in diesen Ehrenämtern jetzt auch Männer und junge Frauen.Einige Tage nach der Mitgliederversammlung gab es nochmal eine Vorstands-Sitzung des Wittgensteiner Bezirksverbands. In diesem Rahmen wurden erneut die Bedenken ausgesprochen, dass man vielleicht niemanden finden könne, der in den Projekten mitarbeiten würde. Aus diesem Grund nimmt die Berghäuser Pfarrerin Berit Nolting als Beauftragte der Frauenarbeit im Wittgensteiner Kirchenkreis Kontakt mit Erika Denker auf. Gemeinsam werden sie einen Brief formulieren, der im neuen Jahr an die Wittgensteiner Frauenhilfen gehen soll. Außerdem möchte Berit Nolting bei ihren Kolleginnen und Kollegen in der heimischen Pfarrschaft nochmal ganz konkret Werbung für die Projekte machen.

Bildhinweis: Wie üblich gehörten Sketche zur Versammlung des Wittgensteiner Frauenhilfs-Bezirksverbands. Beim Anspiel zum Thema „Neue Armut“ mit Berit Nolting, Adelheid Böhl und Renate Homrighausen (von links) blieb einem manchmal das Lachen im Hals stecken.

(Foto: privat| Stand: 27.10.2022, 15:27 Uhr)