Bad Berleburg. (bwh) „Wir hätten die Veranstaltung in ‚Wittgensteiner Sommerabend‘ umtaufen sollen, dann hätte man das eigentlich erwartet“, lautet der Auftakt von Tobias Beitzel. Es ist wie Déjà-vu: Schon im vergangenen Jahr regnete es beim ersten „Sommerabend“. Erwartungsvoll fanden sich rund 70 Besucherinnen und Besucher unter dem Festzelt auf dem Bad Berleburger Schützenplatz ein, um der diesjährigen Debütveranstaltung mit hochkarätigen Künstlern zu folgen. Viele alte Gesichter aus dem vergangenen Jahr konnte die Geschäftsführerin des Jugendfördervereins Sandra Janson begrüßen: „Uns hat im vergangenen Jahr eine Welle der Begeisterung erreicht, daher bieten wir an den eigentlichen BLB Live-Donnerstagen nun erneut den Sommerabend an“. Für die kommenden Veranstaltungen ist das gute Wetter natürlich schon gebucht, denn die traditionelle Schlechtwetter-Veranstaltung habe man bereits hinter sich gebracht, so der Tenor.

Wichtige Abfrage

Bevor Tobias Beitzel Björn Rosenbaum als ersten Künstler präsentierte, übte er sich beim Publikum in der quantitativen Vollerhebung des jeweiligen Lieblingstieres, dessen Laut der einzelne Gast nachmachen sollte. Das Ergebnis fiel mit mindestens zwei Dritteln mit „Muuuh!“ aus. „Das schockiert mich jetzt gar nicht“, kommentierte Beitzel. Vor seinem Ausflug in eine Geschichte rund um die inflationäre Verwendung der Phrase „Ich liebe dich!“ und der damit verbundenen Überlegung, dass der Partner oder die Partnerin an einigen Ecken doch mehr Kanten aufweist als es zunächst erscheint, musste der 40-jährige Dortmunder Björn Rosenbaum jedoch noch seine Anreise erklären. Recht untypisch nahm er die Zufahrt durch die Trufte und kam irgendwie noch an der „knorrigen Eiche“ vorbei. Er plädiert in seinen lautstark präsentierten Poetry Slams für Zuversicht und bloß keine Mutlosigkeit. Sich beim VHS-Kochkurs als Dr. Hannibal Lecter anmelden? Kann man machen! Bei der Quizshow auf die Frage „Welcher Planet im Sonnensystem ist nach dem römischen Kriegsgott benannt?“ mit ‚Snickers‘ antworten – Kann man machen! Es gehört eben das Quäntchen Mut mit dazu.

Powerschnulzen

Allein mit einer Westerngitarre ist der Kölner Jan Kalter ein Gegenstück zu Björn Rosenbaum. Seine eigenen Songs wie „Under your wings“ gehen nicht nur unter die Haut und thematisieren die Liebe in zahlreichen Facetten, sondern schaffen es den Zuhörer gänzlichen mitzureißen und die Gedanken zum fliegen zu bringen. Durch eigene kleine Geschichten zu den Folkpop-Songs wirken diese lebendig und ein bisschen findet sich jeder darin wieder. Als „Powerschnulzen“ beschreibt er sie selber. Bevor Björn Rosenbaum in die zweite Runde startet, manifestiert Tobias Beitzel noch einige Dorf-Regeln, die sich mindestens auf der Ebene mit dem Grundgesetz befinden. Omas grüßen (Sie sind das eigentliche Zentrum der Informationsweitergabe), Geräusche und Gerüche im Dorf nicht hinterfragen und vor allem das Nachbardorf hassen sind absolut zu berücksichtigen, grade in Zeiten der Trendwende Stadtflucht. Kinderwunsch ist ein schwieriges Thema, so auch für Björn Rosenbaum. Babies können nicht reden, machen viel Arbeit und vor allem: Was soll diese Kindersprache? Ob er seinen Neffen Malte-Matthée als „Kleinen Frechdachs!““ bezeichnet“ oder ihm die steuerliche Absetzbarkeit der Altersvorsorge komme schließlich aufs selbe raus – nur der Blick auf die Welt mit Kinderaugen regt dann doch zum Nachdenken an.

Mehr Besucher als Einwohner?

Neben einem besonderen Dank an die Sparkasse und Westenergie, welche dem Jugendförderverein durch schwierige Zeiten verholfen haben ist auch die Stadtjugendpflege als Organisator eine wichtige Stütze für dieses Veranstaltungsformat. In Rinthe am Dorfgemeinschaftshaus geht es kommenden Donnerstag weiter – angesichts der Größe des Ortes versprechen Sandra Janson und Tobias Beitzel: „Kommen mehr Besucher als Rinthe Einwohner hat (120), wird unter jedem Besucher ein Materialgutschein des Jugendfördervereins verlost!“.

(Fotos: B. Weinhold | Stand: 09.07.2021, 11:27 Uhr)