Bad Berleburg. (mb) Jubel schallt über den Schützenplatz des Schützenvereins Berleburg. Laute „Cuba“-Rufe dringen vom Schießstand. Der volle Platz wurde gerade Zeuge, wie die letzten Reste eines einst prächtigen hölzernen Vogels aus dem Kugelfang im Burgfeldwald stürzten. Der glückliche Schütze: Thorsten Dörr, genannt “Cuba”. Glücklich oder doch eher gekonnt? Wohl ein Mix aus beidem. Denn bei den Berleburgern wird stets darauf hingewiesen: Nicht immer gewinnt der beste Schütze, manchmal ist einfach das nötige Quäntchen Glück ausschlaggebend. Die erste Medaille der Königskette bestätigt dies mit der Inschrift „Dem glücklichsten Schützen“. Doch das soll dem neuen König auf keinen Fall das Talent absprechen, denn dieses hat er eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Seine Mitstreiter jedoch auch. Einen packenden Dreikampf um die Königswürde lieferten ihm seine Konkurrenten André Braun und Heiner Althaus. Um jeden Span wurde hier gerungen, lange konnte sich der Vogel an der ihn haltenden Schraube festkrallen. Am Ende war es dann vielleicht doch die Mischung aus Zielgenauigkeit, der Treffsicherheit aller im vorangegangenen Schießwettkampf und dann dem stets prominenten Glück. Und das Glück nimmt in diesem Jahr eine besondere Wendung, denn erst wenige Wochen zuvor konnte sich Dörrs Sohn Laurence Dörr zum Jungschützenkönig machen. Somit regieren in Bad Berleburg nun Vater und Sohn gemeinsam. Dörr, der nun „seine“ dritte Kompanie zur Königskompanie machte, ist abseits des Schießsports übrigens leidenschaftlicher Feuerwehrmann. Dass er einen kühlen Kopf bewahren kann, wenn es heiß hergeht, dürfte also klar sein. Zu seiner Königin erwählte er sich Ines Kozian – eine schon länger bestehende Absprache. Kozian kam eigentlich auf den Schützenplatz, um Schützenfest zu feiern, die Ambitionen auf den Königstitel hatte Dörr eigentlich vor dem Wochenende noch aufgegeben. Zu viele Termine seien es. Es würde gerade einfach nicht passen. Die plötzliche Königswürde war dann für beide sehr spontan. Die Vorfreude des neuen Königspaares auf die nächsten 12 Monate ist dafür jedoch schon groß. Am Abend nach der Krönung stand dann die Schützennacht auf dem Programm. Hier konnte zur Musik von „Querfeldbeat“ gefeiert werden, was das Zeug hält. Doch am Sonntag musste man dann wieder rechtzeitig fit sein, denn das Schlosshofkonzert will man sich ja nicht entgehen lassen. Nur einer der musikalischen Höhepunkte des Wochenendes. Und definitiv im gleichen Atemzug zu erwähnen wie der große Zapfenstreich am Freitagabend. Beim großen Festzug konnte man sich dann gebührend präsentieren. Dieser zog am Sonntag durch die festlich in Blau und Gelb geschmückte Straßen und zahllose schaulustige Gäste in die Odebornstadt. Feierlich präsentierte sich der neue Hofstaat vor der Hauptfiliale der Volksbank Wittgenstein, wo er den Festzug in Empfang nahm und sich dort eingliederte. Danach wurde es wieder musikalisch und gesellig – und gleichermaßen regnerisch. Dem Regen zum Trotz füllten sich die Festzelte bis auf die letzte Bank. Dort ließ der Regen jedoch nicht locker. Die Kinderpolonaise konnte noch stattfinden, jedoch mussten die Polonaise und der Schwenker leider dem Wetter zum Opfer fallen. Dafür war in den Festzelten dennoch gute Stimmung. In jedem Zelt konnte man einer anderen Musikformation lauschen. Beim festlichen Aufspielen aller Kapellen nahm dann der neue König selber das Dirigat in die Hand und gab den Takt an. Im Anschluss konnte „Paradise at Midnight“ das Wochenende mit ordentlicher Partystimmung ausklingen lassen. Doch nach dem Schützenfest ist vor dem Schützenfest. Die ersten Festbesuche stehen schon vor der Tür: In Berghausen wird großes Jubiläum gefeiert. Das dürfte sich der neue Hofstaat wohl kaum entgehen lassen, zumal er als Gastverein dort erwartet wird.

Bildunterschrift: Der neue Berleburger Hofstaat um Thorsten Dörr und Ines Kozian präsentierte sich vor dem Festzug am Sonntag.

(Foto: Peter Kehrle | Stand: 08.07.2025, 16:27 Uhr)