Bad Berleburg. „Pflege? Ach, das könnte ich nicht“, zitiert Dr. Bodo de Vries, Geschäftsführer der Ev. Johanneswerk gGmbH. Ein Satz, den er nicht selten hört. „Hier liegt schon die erste Herausforderung“, ergänzt er und setzt entgegen: „Natürlich kannst du das nicht – du hast es ja auch nicht gelernt.“ Die Arbeit in der Pflege ist nicht ohne, das ist klar. Umso wichtiger ist es, Interessierten den Weg zu ebnen und die bestmögliche Ausbildung zu bieten, um nicht nur Fachwissen, sondern auch Empathie und Respekt zu vermitteln. Mit der Eröffnung der Pflegeschule Bad Berleburg in der ehemaligen Salzmannschule am Stöppel ist nun der erste große Schritt getan: zum 15. April beginnt der Unterricht für die Pflegefachassistentinnen und -assistenten, im Oktober startet die generalistische Ausbildung der Pflegefachkräfte. Um das zu feiern, luden die Kooperationspartner am Montag, 31. März zur offiziellen Eröffnungsfeier in den Ort des Geschehens ein. Mit Wittgenstein eröffnet bereits die vierte Pflegeschule des Evangelischen Johanneswerks. Judith Iwunna, die bereits die Pflegeschule in Bochum führt, übernimmt die Schulleitung. Unterstützt wird sie unter anderem von Dozentin Katharina Füllbeck. Iwunna blickt der Zukunft freudig, aber auch etwas aufgeregt entgegen. Jedoch habe sie die letzten Wochen und Monate sehr positiv erlebt: „Ich bin dankbar für die Unterstützung, die ich in Bad Berleburg erfahren habe. Hier gab es stets offene Ohren und helfende Hände – das kriegen wir irgendwie hin, so hieß es immer.“ Pastor Stefan Berk, welcher das Programm um eine Andacht ergänzte, gibt passend zum Thema den Schriftsteller Ulrich Schaffer wieder: „Du hast das Recht, unfertig zu sein.“ Denn unfertig zu sein bedeutet, dem Leben wissbegierig und mit Neugierde zu begegnen, Lösungen zu finden und zu lernen. Wo andere einen Punkt setzen, so setze die Pflegeschule ein Komma – eine Metapher, die er in den USA kennengelernt hat. „Es ist ein Signal, dass es weitergehen soll, dass wir bei den Menschen bleiben wollen, die uns brauchen“, so Berk. Auch in der Politik ist das Thema Pflege natürlich allgegenwärtig. So trifft es Landrat Andreas Müller auf den Punkt, als er vom „Kipppunkt in der Pflege“ spricht.
Die kommenden Jahre werden mehr und mehr Pflegebedürftige hervorbringen, hingegen erreicht in naher Zukunft jede fünfte Pflegekraft das Rentenalter. Bei einer immer älter werdenden Gesellschaft ist es umso wichtiger, dass besonders in ländlichen Regionen wie Wittgenstein die Versorgung gesichert ist. „Pflege aus der Region, für die Region“, so betitelt es Müller dankbar. Bürgermeister Bernd Fuhrmann hebt vor allem die Beharrlichkeit des Ev. Johanneswerks hervor: so sei man stets am Ball geblieben und habe das Thema hartnäckig durchgesetzt. Zwar habe der Pflegeberuf in den letzten Jahren wieder an Zulauf gewonnen, die Zahl an Auszubildenden habe sich jedoch nicht bemerkbar verändert. Das will man nun ändern. Dass die Umsetzung der Pflegeschule möglich wurde, sei der guten Zusammenarbeit aller Involvierten zu verdanken. Elmar Knoche, Geschäftsführer der VAMED Klinik Bad Berleburg, begrüßt die Gäste stellvertretend für die Kooperationspartner und scherzt: „Ich weiß nicht, in welcher Rolle ich jetzt zu Ihnen sprechen sollte: als Geschäftsführer, als Politiker oder als Vater eines Kindes, das immer zur Schule nach Siegen fahren musste.“ Er gewährt einen Einblick in die inspirierende Zeit, den fruchtbaren Austausch und die euphorische Planung der vergangenen Monate, welcher auch die ein oder andere Herausforderung keinen Abbruch tat. Werden sich genügend Schülerinnen und Schüler anmelden? Woher kommen die Lehrkräfte? Wie sieht es aus mit dem Ort, der Finanzierung? Fragen, die die Organisation gelegentlich ins Stolpern geraten ließen, aber Dank des gemeinsamen Engagements aller schnell geklärt werden sollten. „Wissen zu vermitteln ist eine der edelsten und wertvollsten Tätigkeiten“, so Knoche, „und wir legen hiermit einen Grundstein für das Wohl unserer Gesellschaft.“ Ein Dank gilt allen, die in die Organisation und Planung involviert waren, den Lehrkräften, der Stadt Bad Berleburg sowie der Band Yazzmine, welche die Eröffnung mit ihrer Musik begleiteten.
Bildunterschrift: Feierliche Eröffnung in Bad Berleburg: Vertreter aus Politik, Kirche und Bildung setzen gemeinsam ein Zeichen für die Pflegeausbildung.
(Fotos: C. Wied | Stand: 08.04.2025, 16:10 Uhr)