Bad Berleburg. „Welches Stück sollen wir denn noch mal spielen?“ Auf die Frage von Inga Blix schnellen die Finger der Kinder der Klasse 4 a in die Höhe. Es gibt verschiedene Szenen im Programm der theaterpädagogischen Werkstatt, die alle ein gemeinsames Ziel haben: die kleinen Zuhörerinnen und Zuhörer für das Leben zu stärken, ihnen spielerisch bewusst zu machen, dass es Situationen geben kann, in denen körperliche Grenzen überschritten werden. Dann gilt es, sich jemandem anzuvertrauen und darüber zu berichten. Drei Dienstage und jeweils vier Stunden lang sind Inga Blix und ihr Kollege Fabian Gaillery an der Burgfeldschule zu Gast mit einem Programm, das sich seit rund zwei Jahrzehnten in Deutschland, Österreich und der Schweiz bewährt hat: „Mein Körper gehört mir“. Mitglieder des Vorstands des Lionsclubs ließen sich jetzt von den Akteuren und Rektorin Anja Langenbach über Inhalte und Zielsetzung noch einmal vor Ort informieren. Denn der Club hat im Rahmen seines sozialen Engagements die Kosten für das Projekt übernommen, an dem alle Wittgensteiner Grundschulen teilnehmen. „Wir selbst könnten uns das nicht leisten“, zeigte sich Anja Langenbach dankbar für die Unterstützung, die sich für die beteiligten Schulen auf insgesamt rund 12.000 Euro pro Jahr beläuft.

Pädagogisches Theater an der Burgfeldschule: Spielerisch lernen die Kinder der Klasse 4 der Grundschule im Programm „Mein Körper gehört mir“, welchen unterschiedlichen Situationen man im Alltag begegnen kann.

Die Schulleiterin, die auch die Abstimmung mit den Kollegen der zehn anderen Schulen im Altkreis übernommen hat, ist von der Zielsetzung und den Ergebnissen der Theaterwerkstatt überzeugt: „Es geht hier um sexuellen Missbrauch, der sich in vielfältiger Form äußern kann.Viele Kinder öffnen sich im Rahmen des Projekts und teilen sich mit, weil hier alles in einem geschützten Umfeld geschieht.“
„Unser Ziel ist es, die Kinder stark zu machen, zu sagen, wo Grenzen sind“, macht Inga Blix die präventive Ausrichtung deutlich, die sich über die Jahre nicht gewandelt hat – die textlichen Inhalte teilweise aber schon. „Das Stück ist vor 20 Jahren entwickelt worden“, erläutert Regisseur Fabian Gaillery. „Aber es gibt jedes Jahr neue Textfassungen, die gesellschaftliche Veränderungen widerspiegeln.“ Die werden von über 80 Spielpaaren der theaterpädagogischen Werkstatt in den deutschsprachigen Ländern umgesetzt.
Für den Lionsclub Wittgenstein ist es nicht das einzige Engagement an Wittgensteiner Schulen. In eine ähnliche Richtung geht das Kindertheaterstück „Die große Nein-Tonne“, das Kinder ermutigen soll ihren eigenen Gefühlen zu vertrauen. Und zum Treffen an der Burgfeldschule hatte Lions-Präsident Rolf Dickel gleich noch eine weitere gute Nachricht mitgebracht: sein Club gibt auch die Mittel für das Unterrichtsprogramm Klasse 2000 frei, das zur Gesundheitsförderung, Gewaltprävention und Suchtprävention in Grund- und Förderschulen vorgesehen ist.

Bildunterschrift: Viertklässler mit den Schauspielern Inga Blix und Fabian Gaillery (hinten rechts), Klassenlehrerin Theresa Lange (links vorne), Rektorin Anja Langenbach (rechts) und Holger Sassmannshausen (links) und Rolf Dickel vom Lionsclub Wittgenstein.

(Fotos: K.-P. Rasche/Lionsclub Wittgenstein | Stand: 08.11.2024, 13:06 Uhr)