Wittgenstein. Am Dienstag hat der Kreis Siegen-Wittgenstein eine feste Impfstelle für Wittgenstein eröffnet. Sie befindet sich in der ehemaligen Salzmannschule auf dem Stöppel in Bad Berleburg (Hermann-Böttger-Weg 2). Die Impfzeiten sind dienstags bis freitags von 14 bis 18Uhr und samstags von 8 bis 14 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wartezeiten müssen aber eingeplant werden.

Betrieben wird die Impfstelle vom DRK-Kreisverband – bei dem sich Landrat Andreas Müller für dieses Engagement bedankt: „Übers Wochenende haben ehrenamtliche Helfer unter anderem vom Ortsverein hier in Bad Berleburg alles vorbereitet und eingerichtet. Dafür möchte ich mich ebenfalls ganz herzlich bedanken – als Landrat und als DRK-Präsident“, so Müller.

Die Eröffnung der Impfstelle nutzte der Landrat auch, um noch einmal leidenschaftlich für das Impfen zu werben und zugleich zu betonen, was die Menschen in Siegen-Wittgenstein in den vergangenen Monaten erreicht haben: „Wir haben zurzeit eine 7-Tages-Inzidenz, die leicht höher ist als die genau vor einem Jahr“, so der Landrat: „Damals befanden wir uns aber seit Anfang November im so genannten ‚Wellenbrecher-Lockdown‘. Im Kern war damals alles geschlossen: von Restaurants bis Fitnessstudios. Treffen waren nur noch mit den Angehörigen eines weiteren Hausstandes erlaubt. An Weihnachtsmärkte war gar nicht zu denken.

tattdessen galt in der Siegener Innenstadt eine Maskenpflicht im Freien. Und trotzdem war die Inzidenz nur minimal niedriger als heute“, so Müller. Dass wir trotz hoch ansteckender Deltavariante heute nicht schlechter dastehen als im November 2020, obwohl heute alles geöffnet ist und es keine Kontaktbeschränkungen gibt, hat für den Landrat einen zentralen Grund: die erfolgreiche Impfkampagne in Siegen-Wittgenstein!

Als der Kreis Ende September das Impfzentrum in Siegen schließen musste, waren rund 85 Prozent aller Menschen über zwölf Jahre im Kreisgebiet – also von denen, die sich impfen lassen konnten – tatsächlich auch geimpft. „85 Prozent! Eine unglaubliche Zahl. Und für diese hohe Impfbereitschaft bin ich außerordentlich dankbar!“, so Müller.

Der Landrat geht davon aus, dass die Zahl der Geimpften in den letzten Wochen weiter angestiegen ist. Allerdings werden von der Kassenärztlichen Vereinigung seit Schließung der Impfzentren keine lokalen Zahlen mehr veröffentlicht.

Hohe Impfquote hat weiteren Lockdown vermieden

„In anderen Regionen Deutschlands sieht es derzeit aber ganz anders aus. Dort, wo die Impfquote viel niedriger ist, gehen die Inzidenzen durch die Decke!“, beschreibt Andreas Müller die aktuelle Situation: „Inzidenzen von über 1.600 – fast zehnmal so hoch wie bei uns. Ich konnte mir bis vor kurzem gar nicht vorstellen, dass das überhaupt geht. Folgerichtig ist Sachsen jetzt wieder in einem Lockdown – für alle!“, bedauert der Landrat: „Bei uns ist das im Moment nicht nötig – dank der hohen Impfquote.“

Andreas Müller verweist noch auf eine weitere Entwicklung, die den Erfolg der Impfkampagne in unserer Region ganz eindrücklich belegt: „Bis die Seniorinnen und Senioren in unseren Alten- und Pflegeheimen einen vollständigen Impfschutz hatten, mussten wir 116 Todesopfer beklagen – überwiegend in diesen Einrichtungen. Nachdem der volle Impfschutz vorhanden war, ist diese verhängnisvolle Serie von einem auf den anderen Tag abgerissen“, betont der Landrat.

Erreichtes nicht verspielen

Heute gebe es nur noch vereinzelt Corona-Opfer in den Alten- und Pflegeheimen zu beklagen. „Gerade bei den Schwächsten und Hilfsbedürftigsten hat die Corona-Schutzimpfung das gebracht, was die Wissenschaft versprochen und wir uns erhofft hatten: Nicht primär den Schutz vor Infektionen – den zwar auch – aber in erster Linie den Schutz vor schweren oder tödlichen Krankheitsverläufen. Das hat funktioniert“, betont Andreas Müller: „Jetzt stehen wir allerdings vor der Herausforderung, diese Erfolge nicht zu verspielen.“

Für den Landrat heißt das: „1. Wir brauchen nach wie vor Regeln: 3G in vielen Bereichen. Und da wo es räumlich ganz eng wird auch 2G oder in sensiblen Bereichen sogar 2G+, etwa in Altenheimen. 2. Wir müssen bei denen, die sich bisher noch nicht haben impfen lassen, ganz intensiv dafür werben, es doch noch zu tun. Das machen wir als Kreis auch intensiv – durch Aufklärung, Werbung und unterschiedliche niederschwellige Impfangebote. Und 3. Diejenigen, die sich bereits haben impfen lassen, sollten ihren Impfschutz ganz dringend erneuern. Das gilt zunächst für alle, deren Zweitimpfung mehr als 6 Monate zurück liegt. Ich gehe aber stark davon aus, dass diese 6-Monats-Frist in Kürze verringert wird“, prognostiziert Müller.

Impfzentrenschließung war Fehler

Auch wenn Siegen-Wittgenstein im Moment gut dasteht, hätte in den vergangenen zwölf Monaten dennoch einiges besser laufen können, ist der Landrat überzeugt. „Ich wollte solch ein wohnortnahes Impfangebot gerne auch im Februar hier in Wittgenstein eingerichtet – ein zweites Impfzentrum. Aber das hatte uns das Land leider nicht erlaubt. Wir durften nur eines aufmachen – das in Eiserfeld.“

Allerdings gibt es dieses Impfzentrum inzwischen auch nicht mehr: „Dass wir das Impfzentrum Ende September schließen mussten, war aus meiner Sicht ein großer Fehler. Das habe ich bei der Schließung auch deutlich gesagt: Ich hätte die Impfzentren nur in Standby gesetzt, um sie jederzeit wieder aufmachen zu können. Aber das war nicht gewollt – wir mussten schließen“, so Müller: „Aus meiner Sicht haben wir damit sechs wertvolle Wochen verloren, die wir weiter für Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfungen gebraucht hätten. Dann ständen wir jetzt noch besser da.“

„Impfzentren“ nun „Impfstellen“

Nachdem die eingespielten Strukturen nicht mehr da sind, müssen die Kreise nun wieder von vorne anfangen und neue stationäre Impfangebote aufbauen – für Andreas Müller eine Rolle rückwärts: „Allerdings dürfen die neuen Angebote jetzt nicht mehr ‚Impfzentren‘ heißen, sondern ‚Impfstellen‘. Das mag jeder bewerten, wie er will“, so Müller.

Dass es einen Bedarf für Impfangebote der Kreise gibt, ist für den Landrat offensichtlich. „Das haben auch Mediziner mir gegenüber betont: Die niedergelassenen Ärzte können diese Aufgabe alleine nicht schultern. Viele sagen das ganz offen: Neben der Grippeschutzimpfung und dem normalen Praxisbetrieb ist das kaum zu schaffen.“

Ausweich-Immobilie für den Kreis

Die Salzmannschule, in der sich die Impfstelle für Wittgenstein befindet, ist für den Kreis kein unbekanntes Gebäude. 2014/2015 war dort eine der beiden „Erstaufnahmeeinrichtung neuen Typs“ in Siegen-Wittgenstein untergebracht. „Wir sind der Stadt Bad Berleburg sehr dankbar, dieses Gebäude jetzt erneut nutzen zu können. Die Salzmannschule hat sich für uns quasi zu einer Ausweich-Immobilie ‚für alle Fälle‘ entwickelt. Jetzt sind wir also wieder da“, stellte Müller fest.

Abschließend warb der Landrat noch einmal eindringlich für eine Corona-Schutzimpfung: „Dass sie wirkt, dass sie Leben rettet, ist ganz offensichtlich. Die Erfahrungen, die wir in den vergangen zehn Monaten in Siegen-Wittgenstein gemacht haben, zeigt dies ganz eindrucksvoll. Deshalb: Wer es noch nicht getan hat: Bitte kommen Sie – holen Sie sich Ihre Erst- und Zweitimpfung.

Schützen Sie sich und andere! Tragen Sie dazu bei, dass unsere Krankenhäuser nicht überlastet werden. Und holen Sie sich ein großes Stück Lebensqualität zurück, das im Moment eben nur Geimpfte und Genesene haben können!“, so Müller: „Und für alle, die bereits geimpft sind: Holen Sie sich unbedingt Ihre Booster-Impfung, sobald das geht. Wenn Ihre Zweitimpfung schon sechs Monate zurück liegt, ist das jetzt jederzeit möglich – für alle anderen wird es diese Möglichkeit sicher auch bald geben. Unsere Impfteams warten auf Sie! Machen Sie von diesem Angebot Gebrauch!“

Bildhinweis: Werben gemeinsam in der neuen Impfstelle des Kreises in Bad Berleburg für die Coronaschutzimpfung (von links): Dr. Martin Horchler (Vorstand DRK-Kreisverband), Bernd Fuhrmann (Bürgermeister Bad Berleburg), Dirk Terlinden (Bürgermeister Bad Laasphe), Landrat Andreas Müller und Henning Gronau (Bürgermeister Erndtebrück)

(Foto: privat | Stand: 27.11.2021, 8:04 Uhr)