Bad Berleburg. (bwh) Architektonisch prägt die von Walter Gropius 1919 in Weimar gegründete Kunstschule Bauhaus bis heute. Im Vordergrund standen Funktionalität und eine multioptionale, wenn nicht gar zukunftsweise Raumnutzung. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums von Bauhaus präsentiert hat der gebüritge Siegener und Diplom-Chemiker Deltev Rath für die Wittgensteiner Kunstgesellschaft 1980 e.V. im Gebäude der Sparkasse Wittgenstein eine Ausstellung organisiert, welche sich den Ausformung von Bauhaus in all seinen international geprägten Facetten widmet. Seit Dienstag kann die Ausstellung bis zum 15. Oktober besichtigt werden. „Noch recht zaghaft, mit aller Vorsicht sowie Achtsamkeit, den ersten Schritt in Richtung Kulturbegegnung wagen“, beschreibt Christiane Sandkuhl von der Wittgensteiner Kunstgesellschaft die lang ersehnte Rückkehr zur heimischen Kultur in Präsenz. Die Geschichte von Bauhaus beginnt 1919, nachdem der deutsche Architekt Walter Gropius einige namhafte Künstler dieser Zeit wie Lyonel Feininger, Paul Klee, Oskar Schlemmer, Johannes Itten oder Wassily Kandinsky in die Stadt gewinnen konnte. Die Gestaltungsschule darf dabei nicht verwechselt werden mit einem schlichten Sitz für angehende Architekten, denn sie war viel mehr: Die Vereinigung von Kunst und Handwerk, so wie es bereits in mittelalterlichen Bauhütten der Fall war. Von einer Textilwerkstatt über eine Schreinerei und eine Metallverarbeitung setzte das Bauhaus schon in den Anfängen ganzheitlich an.
„Ziel von Walter Gropius war das Haus für eine überschaubare, bürgerliche Familie. Zwar gab es noch getrennte Damen- und Herrenzimmer als Relikt dieser Zeit, ein entwicklungspsychologisches Kinderzimmer-Konzept durch die Kreuztalerin Alma Siedhoff-Buscher oder Sulfit-Lampen von Gerd Riedfeld waren doch weitaus ihrer Zeit voraus.

Das Schaffen der Künstlerinnen und Künstler – die Emanzipation war für Gropius die Bauhaus-Prämisse schlechthin – bekam Form und Farbe durch das Projekt „Haus am Horn“ in Weimar. „Das schuleigene Projekt Haus am Horn für die Bauhausausstellung 1923 unter der Anleitung vom deutschen Grafiker und Maler Georg Muche war eine Verwirklichung des zukünftigen Bauens, der alle Bauhaus-Komponenten verinnerlichte. Katrin Mehlich, bekannt als „Daubs Melanie“, aus Burbach nimmt als Gast Bezug auf Bauhaus in der Region – das Burbacher Landhaus Ilse ist eine nahezu exakte Kopie des Hauses am Horn. Geprägt wurde die Bauhaus-Architektur durch eine Mischung aus Renaissance-Orientierung, der Architektur aus Nordafrika und dem Mittelmeer-Raum. Ursprünglich dem Expressionismus zuzuordnen entwickelte sich Bauhaus durch gesellschaftliche Einflüsse in die Richtung der Neuen Sachlichkeit. Doch Detlev Rath lässt in seinem Vortrag die Turbulenzen von Bauhaus nicht aus, so wurde trotz einer Initiative bekannter Namen wie Marc Chagall und Albert Einstein die Bauhaus-Schule 1925 in Weimar geschlossen, woraufhin die Schule nach Dessau umzieht und schließlich 1932 durch die Nationalsozialisten endgültig aufgelöst wird – „Es war ein Dorn im Auge für die Gestapo und die NSDAP“, so Rath. Unaufhaltsam setzte sich durch Emigrationen bekannter Bauhaus-Lehrer die Architektur international durch. Tel Aviv als „Weiße Stadt“ mit zwischenzeitlich 4.000 Gebäuden im Bauhaus-Stil, die Geschichten von Oskaler Schlemmer, Alma Siedhoff-Buscher und Adolf Rading erzählt Detlev Rath in der Ausstellung in der Sparkasse.

(Fotos: B. Weinhold | Stand: 21.09.2021, 15:28 Uhr)