Bad Berleburg. (bwh) Ein gezielter Handgriff in den Kühlschrank, die Packung Milch ist in der Hand: „Da ist ‚ne ganze Menge drin, aber es ist nicht selbverständlich, dass auch das drin ist, was draufsteht“. Schulpfarrer Henning Debus nimmt konkret Bezug auf das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, welches dem Johannes-Althusius-Gymnasium in einer Feierstunde durch den Regionalkoordinator des kommunalen Integrationszentrums Karsten Burkardt überreicht wurde. „Es ist unsere tägliche Aufgabe, zu hinterfragen, wo beginnt Rassismus? Denn dieser fängt bereits im kleinen und harmlosen an, oft im Internet. Daher wollen wir die gute Grundlage, die uns unsere Schule bietet, verinnerlichen und den Respekt, die Courage und die Achtung zum Selbstverständnis machen“, statuiert Henning Debus. Denn nur aus der Gemeinschaft heraus kann couragiertes Verhalten erwachsen, wenn nebenbei die Schulleitung und die Lehrkräfte diese Herangehenweise regelmäßig düngen – so sieht es Schulleiter Clemens Binder.

Großer Zuspruch aus der Klassengemeinschaft

Entstanden ist die Idee, sich dem rund 3.500 Schulen umfassenden Netzwerk an Courage-Schulen anzuschließen Anfang 2020 in der damaligen Klasse 8b (der heutigen Einführungsphase Klasse 10), welche durch Henning Debus auf das Projekt aufmerksam gemacht wurde und die Themen Rassismus und Toleranz in der damaligen Projektwoche besprochen haben. Nun galt es, dass Projekt den anderen rund 560 Schülerinnen und Schülern nahe zu bringen. Einerseits durch eindrucksvolle Plakate, andererseits durch eine Unterschriftenaktion, an welcher sich 70 Prozent der Schülerschaft beteiligte und diese dann in Berlin eingereicht wurden, welche letztendlich zum Erhalt des Siegels, coronabedingt verspätet, geführt hat. Als Schirmherrin gewonnen werden konnte Prinzessin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein Berleburg: „Bei der Frage von Herrn Binder wegen meiner Teilnahme habe ich keinen Moment gezögert. Respekt bringt uns viel weiter in unserer Gesellschaft als Intoleranz und Rassismus. Farbe in die Welt zu bringen ist viel schöner, als sie grau zu machen.“ Weitergeführt wurde das Projekt im Sozialwissenschaften-Kurs von Lehrerin Nastassja Olejak, welcher den Rahmen für die eindrucksvolle Feierstunde gestaltete und mit dem Bläser-Ensemble unter der Leitung von Georg Gayer einen musikalischen Beigeschmack fand. Mit Bedacht wurde der 1. September gewählt. Einerseits hätte Sophie Scholl in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert, andererseits stellt der 1. September 1939 durch den Überfall auf Polen ein Symbol für den Beginn eines unvergleichlichen Menschenhasses dar. Das Leben und die Zitate der Widerstandskämpferin sind leider aktueller denn. Ihre Geschichte präsentierten Jette, Nele und Tim aus dem Kurs von Frau Olejak – Mut und Courage ist und war ein Anfang für den Kampf gegen Rassismus.

„Einer muste ja schließlich damit anfangen“ – Sophie Scholl

Das zeigt sich in vielen Wünschen, die die Schülerinnen und Schüler zu Papier gebracht haben: Weniger Vorurteile, mehr Akzeptanz und mehr Gleichberechtigung. „Handelt nicht in Stereotypen und akzeptiert jeden so, wie er ist“, appeliert Schülersprecher Paul Reinhard. Ein gut sichtbares Schild zeigt nun, dass das Johannes-Althusius-Gymnasium nicht nur mit diesem Versprechen wirbt, sondern es lebt – das unterstreicht Karsten Burkardt. Unterstützung kommt aus dem Rat und der Verwaltung durch die stellvertretende Bürgermeisterin Anke Fuchs-Dreisbach: „Diese Verantwortung für den Einsatz gegen Diskriminierung müsst ihr nicht alleine tragen. Wir als Stadt und die Schule mit ihren Lehrkräften tragen gleichermaßen die Verantwortung“, so Anke Fuchs-Dreisbach. Mit der Verleihung des Siegels „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verpflichtet sich das Johannes-Althusius-Gymnasium, aktiv durch regelmäßige Projekte genau diesen Einsatz gegen die Diskriminierung nachhaltig weiter voran zu treiben.

(Fotos: B. Weinhold| Stand: 02.09.2021, 11:24 Uhr)