Ledaña/Bad Berleburg. (bwh) Einen heftigen Shitstorm muss derzeit die gebürtige Bad Berleburgerin Clara Sofie Kreutter über sich ergehen lassen: Die 31-Jährige ist die erste deutsche Stierkämpferin (Torera). Ihr Stierkampfdebüt gab sie nach Angaben der spanischen Nachrichtenagentur Agencia EFE am Montag in Ledaña, einer Stadt rund 150 Kilometer westlich von Valencia. Zwei Tiere wurden dort nach einem ungleichen Kampf getötet. Mehrere Medienberichte zeigen Kreutter triumphierend mit abgeschnitten Ohren eines getöten Tieres. Bad Berleburg wird mehrfach in den entsprechenden Berichten genannt, auf einem Bild sitzt sie auf den Schultern eines jungen Mannes, der ein T-Shirt der Universität Siegen trägt. Katja Tiepelmann von der Privaten Tierhilfe Wippergütchen zeigt sich tief erschüttert: „Als ehemalige Studentin der Uni Siegen, gebürtige Siegerländerin sowie seit vielen Jahren im Tierschutz engagierte Person, bin ich zutiefst schockiert – wie viele andere Menschen auch – über eine derartige Kaltblütigkeit, Rohheit und die öffentliche Misshandlung und Tötung von Tieren durch eine junge Wittgensteinerin!“ Den potenziellen Imageschaden für die Stadt Bad Berleburg und die Universität Siegen kommuniziert sie sofort an die entsprechenden Stellen. Unter den Beiträgen in den Sozialen Netzwerken macht sich derweil nicht nur großes Unverständnis, sondern völlige Verachtung und für diese Tradition breit. „Ich bin zutiefst erschüttert darüber und kann nicht verstehen, was eine junge Frau aus Wittgenstein antreibt, an einer derartig abscheulichen Veranstaltung teilzunehmen und wehrlose Tiere auf solch brutale und widerwärtige Weise abzuschlachten!“, so Katja Tiepelmann.

Unvereinbar mit dem Stadt-Leitbild

Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann meldete sich am Mittwochabend zu Wort: „Wie Sie sich also sicherlich vorstellen können, hatten und haben wir auf die Teilnahme von Frau Kreutter an einem Stierkampf keinerlei Einfluss, es handelt sich dabei um einen privaten Vorgang auf spanischem und damit nicht-städtischem Terrain, zu dem sich Frau Kreutter persönlich entschieden hat. Davon und von der Stierkampfpraxis als solcher möchte ich mich auch im Namen der Stadt Bad Berleburg in aller Form distanzieren. Als Stadt Bad Berleburg haben wir uns einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie und – damit einhergehend – zugleich den 17 SDG’s [Sustainable Development Goals] der UN verschrieben. Aus unserem Selbstverständnis heraus zählt dazu auch explizit die Wahrung des Tierwohls und -schutzes. Stierkämpfe sind damit für uns unvereinbar mit unserem Leitbild, dem wir unser gesamtes Handeln stets unterordnen.“ Kreutter studierte an der Universität Wien Pferdewissenschaften und hat sich nach Angaben vom „Stern“ mit dem Stierkampf einen Traum erfüllt. Schon seit Jahren kritisieren große Tierschutzorganisationen wie die PETA den barbarischen Umgang und die sinnlose Quälerei beim Stierkampf. Während sogar in Spanien vielerorts diese Tradition aufs Schärfste verurteilt wird, zeigt sich für diesen Umgang mit Tieren in Wittgenstein nicht das geringste Verständnis.

(Foto: Pixabay | Stand: 19.08.2021, 12:02 Uhr)