Nie wieder böse Überraschungen bei der Mahd

Rehkitz-Schutz wird nun amtlich: Die Kitzretter Wittgensteiner schaffen Sicherheit für Tier und Landwirt

Wittgenstein. „Wenn man diese Schreie eines angemähten, schwer verletzten Rehkitzes einmal gehörthat, vergisst man das sein ganzes Leben nicht. Das geht durch Mark und Bein“, Markus Surwehme, Revierjäger bei der Wittgenstein Berleburgschen Rentkammer, berichtet von weniger schönen Begegnungen aus seinem Berufsleben: Wenn Kitze bei der Heumahd von den Muttertieren im hohen Gras abgelegt worden waren, und vom Mähwerk entstellt wurden, gab es keine Rettung mehr für die Rehkinder.
Aus diesen Situationen heraus, geprägt von den Eindrücken dieser Unfälle, hat Markus Surwehme einen Entschluss gefasst und mit einigen Mitstreitern in die Tat umgesetzt: Einen gemeinnützigen Verein gründen. Die Ziele des Vereins: Rettung von Wildtieren vor der Wiesenmahd. Seit wenigen Tagen haben Markus Surwehme und seine Mitstreiter Sebastian Fischer, Andreas Riedesel, Markus Dreisbach Jannic Lang und Dirk Dreisbach bereits eine große Hürde genommen: Beim Amtsgericht wurde der Verein „Kitzretter Wittgenstein e.V“ als gemeinnützig ins Vereinsregister eingetragen.

Die Kombination bietet den besten Schutz

Die Kitzretter bieten gleich mehrere Möglichkeiten an, um die Wiesenmahd effektiv sicherer zu machen und die Leben vieler kleiner Wildtiere, die dort leben, zu retten: Zum einen arbeiten die Kitzretter mit Sebastian Fischer, ihrem zweiten Vorsitzenden, mit einem erfahrenen Drohnenpiloten zusammen. Er kann mit seinen Fluggeräten, die mit Wärmebildkamera ausgestattet sind, auch große Wiesenflächen in kurzer Zeit abfliegen und die dort abgelegten Tiere ausfindig machen. Doch nicht nur die Zusammenarbeit mit Sebastian Fischer ist hier das große Plus der Kitzretter: Neben Sebastian können sie auf weitere Drohnenpiloten mit Wärmebildkameras zurückgreifen und diese zur Heuernte vermitteln und effektiv zum Einsatz bringen. Während die Drohnenpiloten die Wiesen abfliegen und Wildtiere, vor allem Rehkitze, ausfindig machen, können die Helfer am Boden die Tiere mit speziellen Körben sichern, bis die Mahd vorüber ist, oder sie aus dem Feld bringen und danach wieder ablegen. Selbstverständlich so, dass die kleinen Tiere keinen menschlichen Geruch annehmen.
Eine weitere Möglichkeit, die dem neu gegründeten Verein zur Verfügung steht, sind so genannte Vergrämungsgeräte. Diese können von Landwirten an definierten Stellen ausgeliehen und in den zu mähenden Wiesen angebracht werden.
Mit so genannten Mähwarnern steht den Kitzrettern schließlich eine dritte Möglichkeit zur Verfügung: Kleine Geräte, die für kleines Geld am Mähwerk angebracht werden können, geben dem Treckerfahrer ein deutlich hörbares akustisches Signal ab, wenn er sich beim Mähen einem Wildtier, was im hohen Gras liegt, nähert. So hat er Landwirt dann die Möglichkeit, das Kitz, mit viel Gras umfasst, in Sicherheit zu bringen, bevor er seine Mahd fortsetzt.
Der beste Schutz, erklärt Markus Surwehme, besteht aus einer Kombination aller Hilfsmittel: „Am Abend vor der Mahd werden Vergrämungsgeräte aufgestellt, sodass die Rehe ihre Kitze im besten Fall bereits dann aus der Wiese holen und dort nicht mehr ablegen. Am nächsten Morgen erfolgen Drohnenflüge mit Wärmebildkamera, um noch einmal mehr Sicherheit zu haben. Schließlich kommt der Landwirt zur Mahd und hat einen akustischen Warner an seinem Mähwerk angebracht. Dann haben wir nahezu hundertprozentigen Schutz“, erklärt der erste Vorsitzende.

Kein großer Aufwand

Vom Verein wird lediglich die Zeit des Drohnenfluges in Rechnung gestellt und eine kleine Leihgebühr für die Vergrämungsgeräte erhoben. Der Wiesenabflug mittels Wärmebilddrohne ist meist in wenigen Minuten erledigt.
Landwirte, die ihre Mahd planen, können die Kitzretter schon 36 Stunden vor dem geplanten Schnitt informieren und die Flächengröße, sowie den Ort mit den Helfern besprechen. Diese werden dann selbstständig tätig.
Eine Kontaktaufnahme kann direkt über Markus Surwehme (0170 / 830 56 98), Sebastian Fischer (0170 / 234 83 14) oder per E-Mail unter kitzretter.wittgenstein@yahoo.com erfolgen.
Um Rettungskörbe, Vergrämungsgeräte, und auch Vereinseigene Drohnen anzuschaffen, freut sich der Verein über Spenden. Durch die Gemeinnützigkeit können Spendenquittungen ausgestellt und Spenden steuerlich abgesetzt werden. Außerdem sind Fördermitglieder und auch aktive Helfer herzlich willkommen, die kein Problem mit frühem Aufstehen haben und sich zutrauen, die kleinen Kitze aus der Wiese zu bringen und die Rettungsmaßnahmen tatkräftig zu unterstützen.

(Foto: Kitzretter Wittgenstein| Stand: 04.05.2021, 13:13 Uhr)